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HINTERGRUND-Chinas E-Auto-Boom führt zu Exportflut von Verbrennern

ReutersDec 2, 2025 10:08 AM

- Während der Westen den Vormarsch chinesischer Elektroautos fürchtet und mit Zöllen reagiert, überschwemmt die Volksrepublik die Welt mit Benzin- und Dieselfahrzeugen. Einer Untersuchung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge machten Autos mit Verbrennungsmotoren seit 2020 rund 76 Prozent der chinesischen Autoexporte aus. Die Gesamtausfuhren des Landes sprangen in diesem Zeitraum von einer Million auf voraussichtlich mehr als 6,5 Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr. Der Exportboom bei Verbrennern wird von denselben Subventionen und politischen Maßnahmen angetrieben, die das Chinageschäft von Autobauern wie VolkswagenVOWG.DE und General MotorsGM.N durch einen brutalen Preiskampf bei E-Autos einbrechen ließen.

Der Grund für die Exportwelle ist eine gewaltige Überkapazität in China. Die staatlich geförderte und rasante Umstellung auf Elektromobilität hat im Inland den Markt für Verbrenner zusammenbrechen lassen. Analysten schätzen, dass dadurch Fabriken mit einer jährlichen Kapazität von bis zu 20 Millionen Benzinern brachliegen. Pekings Industriepolitik förderte den Bau neuer E-Auto-Werke, anstatt bestehende Verbrenner-Fabriken umzurüsten. Der ehemalige Vize-Industrieminister Su Bo warnte im März vor einer "existenziellen Überlebenskrise" des Sektors. Diese ungenutzten Kapazitäten würden nun "auf den Rest der Welt gerichtet", sagt Bill Russo von der Beratungsfirma Automobility.

Dabei sind es vor allem staatliche Konzerne wie SAIC600104.SS, BAIC1958.HK, Dongfeng0489.HK und Changan000625.SZ, die den Export von Verbrennern vorantreiben - genau jene Unternehmen, die jahrzehntelang von Joint Ventures mit ausländischen Herstellern wie VW, GM oder Nissan7201.T profitierten und sich deren Technologie aneigneten. Während die Verkäufe dieser Gemeinschaftsunternehmen in China einbrechen, erobern die chinesischen Staatskonzerne nun mit eigenen Marken die Exportmärkte – oft zulasten ihrer einstigen Partner. "Die Tatsache, dass wir in Staatsbesitz sind, ist der Schlüssel", sagt Jelte Vernooij, Europamanager von Dongfeng. "Es steht außer Frage, dass wir überleben werden."

KAMPF TOBT VOR ALLEM IN DEN SCHWELLENLÄNDERN

Das eigentliche Schlachtfeld zwischen chinesischen und westlichen Herstellern befindet sich dabei nicht in Europa oder den USA. "Der wahre Kampf findet in den Schwellenländern statt", sagt Analyst Felipe Munoz von JATO Dynamics. In Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Osteuropa ist die Ladeinfrastruktur für E-Autos oft schlecht ausgebaut, die Nachfrage nach günstigen Verbrennern jedoch hoch. Chinesische Marken bieten hier oft moderne und gut ausgestattete Modelle zu Preisen an, mit denen die etablierten Konkurrenten nicht mithalten können.

Die Folgen sind bereits sichtbar. In Mexiko dürften chinesische Marken ihren Marktanteil in diesem Jahr auf 14 Prozent steigern, während etwa die Verkäufe von Chevrolet einbrechen. In Südafrika kontrollierten chinesische Hersteller Mitte des Jahres fast 16 Prozent des Marktes. Der Preis stellt einen entscheidenden Faktor dar. "Man kann in Uruguay zwei chinesische Trucks zum Preis einer traditionellen Marke kaufen", erklärt die 33-jährige Mariana Betizagasti aus dem südamerikanischen Land. Sie verkaufte ihren alten Renault-Pickup und besorgte sich einen Dongfeng Rich 6 für ihre Rinderfarm. Der chinesische Wagen ist technisch eng mit dem Nissan Frontier verwandt, kostet aber nur rund zwei Drittel.

Die Unternehmensberatung AlixPartners prognostiziert, dass chinesische Hersteller ihren Anteil am globalen Automarkt in fünf Jahren auf 30 Prozent steigern werden. "Dieses Wachstum wird auf Kosten aller anderen gehen", sagte Stephen Dyer von AlixPartners.

"KEINE ANGST VOR DEN CHINESEN"

Führungskräfte globaler Automobilhersteller haben weitgehend anerkannt, dass die aufstrebenden chinesischen Konkurrenten eine ernsthafte Wettbewerbsbedrohung darstellen. Dies gilt allerdings vor allem im Hinblick auf ihre innovativen und erschwinglichen Elektrofahrzeuge und weniger auf Benzinmodelle.

Einige etablierte Hersteller geben an, für den Wettbewerb gerüstet zu sein. Alexander Seitz, Südamerika-Chef von Volkswagen, zeigt sich gelassen. Er habe "keine Angst vor den Chinesen" und respektiere sie als Konkurrenten. "Sie sind herzlich eingeladen, mitzumachen." Als Reaktion auf die chinesische Konkurrenz plant Volkswagen, in China produzierte Fahrzeuge in weitere Auslandsmärkte zu exportieren. Ein Sprecher von GM verwies auf die Äußerungen von Vorstandschefin Mary Barra im Oktober, wonach das Unternehmen mit der chinesischen Konkurrenz "mit der richtigen Technologie zum richtigen Preis" konkurrieren wolle. Vertreter von Toyota, FordF.N, Nissan7201.T und Hyundai011760.KS äußerten sich nicht zum Exportboom Chinas.

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