
Berlin, 24. Nov (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft wird dem Ifo-Institut zufolge im laufenden vierten Quartal bestenfalls ein Mini-Wachstum schaffen. Die November-Umfrage unter Führungskräften von 9000 Unternehmen deute auf ein Plus von 0,1 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal hin, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. "Es fehlt an Dynamik, die Wirtschaft stagniert vor sich hin." Zentrales Problem bleibe der Auftragsmangel. Im dritten Quartal hatte Europas größte Volkswirtschaft stagniert, nachdem sie im Sommer sogar geschrumpft war.
Gesunken ist etwa die Stimmung im Handel. "Vorfreude auf das Weihnachtsgeschäft sieht anders aus", sagte der Ifo-Umfragechef dazu. Die Daten signalisierten einen enttäuschenden Start in die für viele Händler so wichtige Zeit, in der sie einen Großteil ihres Jahresumsatzes einfahren.
"Früher konnte sich Deutschland aus Krisen herausexportieren", sagte Wohlrabe. "Das fällt nun weg." Die Exporterwartungen der Unternehmen seien gesunken. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit gerate unter die Räder. "Unser Wirtschaftsmodell steht strukturell unter erheblichem Druck." Selbst in der Bauwirtschaft bleibe die Stimmung gedämpft. Und dies trotz der geplanten milliardenschweren Investitionen aus dem Infrastrukturpaket der Bundesregierung. "Es gibt kaum positive Signale aus der Wirtschaft", lautet daher das Fazit des Experten.
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im November überraschend etwas eingetrübt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 88,1 Punkte, nach 88,4 Punkten im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut zuvor mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Mini-Anstieg auf 88,5 Punkte gerechnet. Die Firmen blickten zwar etwas optimistischer auf ihre Lage, bewerteten aber zugleich ihre Aussichten skeptischer als zuletzt.