
Washington/Berlin, 17. Okt (Reuters) - Bundesbankchef Joachim Nagel sieht die jüngsten Turbulenzen im US-Regionalbankensektor als Augenöffner. Das Thema Deregulierung sollte mit großem Augenmaß angegangen werden, sagte er am Freitag in Washington. "Man sieht, was passiert, wenn sich Banken über Kreditfonds und über Bankkredite und Unternehmen entsprechend hohe Exposure reinholen." Über die Regulierungsanstrengungen der vergangenen Jahre sei viel erreicht worden. Die europäischen Banken seien deutlich robuster und krisenfester aufgestellt. "Es wäre geradezu aberwitzig, wenn wir das in irgendeiner Form aufgeben würden", sagte er.
Um die Stärke und Robustheit europäischer und deutscher Banken sei ihm an dieser Stelle nicht bange, fügte Nagel hinzu. Die Turbulenzen im Regionalbankensektor in den USA seien allerdings ein Fingerzeig für die US-Bankenaufsicht, dass man in den aufsichtlichen Anstrengungen nicht nachlassen dürfe. "Man darf diese Themen nicht unterschätzen", mahnte Nagel. Das Ganze habe zwar wohl nicht das Potenzial für größere Ansteckungseffekte. Doch komme die Krise zum richtigen Zeitpunkt, um deutlich zu machen, dass man bei den Finanzsystemen immer aufmerksam bleiben müsse.
Die Furcht der Anleger vor einer Bankenkrise nach schlechten Nachrichten von einigen US-Regionalinstituten macht derzeit den Börsen zu schaffen. Zwei Insolvenzen in der US-Autoindustrie haben Sorgen über unerkannte Kreditrisiken in der Finanzbranche geweckt und Bankenaktien auf Talfahrt geschickt. Bereits am Donnerstag waren in den USA Aktien der Finanzinstitute Zions BancorporationZION.O, Western AllianceWAL.N und Jefferies JEF.N eingebrochen. Der Index für regionale US-Banken.KRX war um 5,8 Prozent gefallen. Analysten verwiesen darauf, dass mehrere Banken Probleme mit Krediten der Autozulieferer Cantor Group und First Brands eingeräumt hatten.
Da das Bankensystem eng vernetzt ist, schürte dies Ängste vor einer größeren Krise. Vor zwei Jahren hatte eine Serie von Pleiten bei US-Regionalbanken die Branche in Turbulenzen gestürzt und die US-Notenbank Fed 2023 zu außergewöhnlichen Stabilisierungsmaßnahmen veranlasst.