
Washington, 15. Okt (Reuters) - Die zurückhaltende Reaktion der meisten Länder auf die US-Handelspolitik hat dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft gestärkt. Dies habe geholfen, die Folgen von Zollschocks und schwierigen Finanzbedingungen abzufedern, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Dienstag (Ortszeit) bei einer Rede auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. "Die Welt hat sich bisher - und ich kann nicht genug betonen: bisher - dafür entschieden, keine Vergeltung zu üben und den Handel weitgehend nach den bestehenden Regeln fortzusetzen", erklärte Georgiewa.
Zuvor hatte der Fonds seine globale Wachstumsprognose für 2025 leicht angehoben. Gleichzeitig warnte die Organisation jedoch in ihrem Weltwirtschaftsausblick, dass ein erneuter Handelskrieg zwischen den USA und China, wie er von Präsident Donald Trump angedroht wird, die Weltkonjunktur erheblich belasten könnte. Trump hatte am Freitag mit zusätzlichen Zöllen von 100 Prozent auf chinesische Exporte in die USA ab Anfang November gedroht, zudem mit neuen Ausfuhrkontrollen für strategisch wichtige Software. Der Republikaner stört sich an den ausgeweiteten Exportkontrollen Pekings. Dabei geht es vor allem um die Ausfuhr Seltener Erden, bei denen China dominiert und die für die amerikanische Technologiebranche besonders wichtig sind.
Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft könne auch durch die überzogenen Bewertungen an den globalen Märkten auf die Probe gestellt werden, sagte Georgiewa weiter. Dies gelte insbesondere für den Technologiesektor, der in diesem Jahr eine beeindruckende Marktrallye angeheizt habe. "Das ist eine Wette, eine sehr große Wette", sagte sie. "Wenn sie sich auszahlt, fantastisch, dann ist unser Problem mit dem geringen Wachstum verschwunden. Was aber, wenn es nur langsam eintritt oder sich nicht ganz verwirklicht. Was dann?"