
Berlin, 09. Okt (Reuters) - Die deutschen Exporte sind im August überraschend gesunken. Sie verringerten sich um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 129,7 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Sie sagten in ersten Reaktionen:
SEBASTIAN DULLIEN, WISSENSCHAFTLICHER DIREKTOR IMK:
"Wie schon in den Auftrags- und den Produktionszahlen, zeigt sich in den deutschen Außenhandelszahlen im August deutlich ein Effekt der US-amerikanischen Zollpolitik und der zunehmenden Verdrängung deutscher Produkte vom chinesischen Markt durch einheimische Produktion. Das Minus von 0,5 Prozent, nach einem Minus im Juli, unterstreicht die Schwäche der deutschen Exportwirtschaft.
Deutlich sieht man die Bedeutung der politischen Entscheidungen in Washington und Peking, wenn man die Exportzahlen seit Jahresbeginn betrachtet. Von Januar bis August lagen die Ausfuhren in die USA um 6,5 Prozent niedriger als vor einem Jahr, nach China um 12,6 Prozent niedriger. In die EU stiegen dagegen in dieser Zeit die Ausfuhren um 3 Prozent.
Auch in den kommenden Monaten kann die deutsche Wirtschaft nicht darauf hoffen, wie in früheren Erholungsphasen vom Export aus der Krise gezogen zu werden. Die Exportnachfrage wird wegen der kräftigen Zollerhöhungen der USA sowie der durch die aggressive Industriepolitik Chinas erschwerten Wettbewerbsposition in vielen Märkten schwach bleiben."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"In dieser Woche kam es knüppeldick. Nach den schwachen Auftragszahlen und dem Einbruch der Industrieproduktion steht auch vor den deutschen Exporten ein negatives Vorzeichen. Dabei spielte zum einen der Rückgang der Ausfuhren in die USA eine wichtige Rolle, aber auch die Nachfrage aus dem EU-Binnenmarkt ist nach einer bislang recht positiven Entwicklung kräftig zurückgegangen. Positiv entwickelt haben sich nur die Exporte in Länder außerhalb der EU – ohne die USA."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Die Exporte leiden unter dem einbrechenden US-Geschäft. Auch deshalb sieht es so aus, dass der Außenhandel die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal 2025 leicht belastet hat. Wegen drastisch gestiegener US-Zölle und des intensiven Wettbewerbs mit China bleibt die Lage herausfordernd. Lieferketten sortieren sich neu, worauf sich der Sektor weiterhin einzustellen haben wird. Die zuletzt deutlich gestiegenen Exporterwartungen müssen sich daher erst noch bewahrheiten. Dabei ist auch die Unterstützung der EU gefragt, Handelshemmnisse zu senken."
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Das ist nun der dritte Tiefschlag in dieser Woche. Sowohl die Auftragseingänge als auch die Industrieproduktion haben bereits auf der Unterseite überrascht. Dies zeigt einmal mehr, dass sich die deutsche Industrie den Sommer über in schwierigem Fahrwasser befand."