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SPOTANALYSE-Ökonomen zum vierten Auftragsminus der deutschen Industrie in Folge

ReutersOct 7, 2025 6:31 AM

- Die Auftragsflaute der deutschen Industrie geht überraschend weiter. Die Neuaufträge fielen im August um 0,8 Prozent zum Vormonat und damit zum vierten Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 2,7 Prozent im Juli. Werden die oftmals stark schwankenden Großaufträge ausgeklammert, hätte es im August sogar ein Minus von 3,3 Prozent gegeben.

Analysten sagten dazu in ersten Reaktionen:

JENS-OLIVER NIKLASCH, LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG:

"Die Zahl beleuchtet die konjunkturelle Schlaglochpiste in ihrer ganzen Hässlichkeit. Nach dem leichten Aufwärtstrend im Frühjahr ist nun wieder Talfahrt angesagt. Ohne Großaufträge wäre der Niedergang der Neuaufträge sogar noch deutlicher ausgefallen. Man geht wohl nicht fehl darin, eine wesentliche Quelle für diese Krise in der Handelspolitik der USA zu suchen. Aber es gibt vermutlich weitere Gründe. Der Rückgang der Aufträge aus dem Euroraum um drei Prozent spricht Bände. Wir haben das Jahr 2025 im Prinzip schon abgehakt und hoffen jetzt für die Konjunktur auf 2026."

CYRUS DE LA RUBIA, CHEFÖKONOM HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Mit etwas Wohlwollen könnte man sagen, dass sich die Auftragseingänge auf einem niedrigen Niveau stabilisieren, sie schwanken seit einiger Zeit hin und her und haben seit Mitte 2024 keinen Boden gutgemacht. Am aktuellen Rand bereiten jedoch die Aufträge aus dem Ausland Sorgen, sie sind den dritten Monat in Folge gefallen. Hier machen sich offensichtlich die US-Zölle bemerkbar, denn die Aufträge von Ländern außerhalb der Eurozone sind besonders stark zurückgegangen. Die höheren Orders aus dem Inland können diesen Abwärtstrend nicht kompensieren, viele Unternehmen produzieren hauptsächlich für den Export. Dass jetzt der wichtigste Handelspartner in Europa, Frankreich, in politisch schwieriges Fahrwasser gerät, ist zudem ein weiteres Hindernis zu einer nachhaltigen Erholung."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Die Auftragseingänge passen so gar nicht zu den hochsommerlichen Temperaturen im August. Beim Blick auf das Zahlenmaterial ist vielmehr frösteln angesagt. Es lässt wenig Interpretationsspielraum: Die deutsche Wirtschaft kommt in einem von Handelskonflikten geprägten Umfeld nicht auf die Beine. Das Wachstum wird im laufenden Jahr nur ein leichtes Plus ausweisen. Insbesondere die schwache Auslandsnachfrage ist eine Belastung. Im kommenden Jahr ruhen die Hoffnung auf einer binnenwirtschaftlichen Belebung aufgrund höherer Infrastruktur- und Rüstungsausgaben der öffentlichen Hand."

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:

"Schon wieder ein Minus, schon wieder enttäuschte Hoffnungen. Der Negativtrend der vergangenen Monate setzt sich fort. Für das dritte Quartal sieht es nun nach einem kräftigen Minus aus. Für die bereits niedrige Kapazitätsauslastung zeichnet sich neues Leben nicht ab. Manches Unternehmen dürfte den Einsatz der Fiskal-Bazooka nun noch mehr herbeisehnen. Stand jetzt reicht diese aber nicht aus, um die chronischen Probleme in der Industrie auf Dauer zu beheben. Der schleichende Beschäftigungsabbau dürfte erst einmal anhalten."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFÖKONOM:

"Das war mal wieder eine kalte Dusche für die deutsche Industrie. Bereinigt um die stark schwankenden Großaufträge sind die Orders im August um 3,3 Prozent eingebrochen. Mit Blick auf die zurückliegenden Monate kann man bestenfalls von einer Bodenbildung sprechen. Die deutschen Unternehmen halten sich bei Bestellungen zurück – wohl enttäuscht vom ausbleibenden Neustart in der Wirtschaftspolitik. Zuletzt schwächelte auch die Auslandsnachfrage, was auch an den massiv erhöhten US-Zöllen liegen könnte. Deutlich nach oben dürfte es bei den Aufträgen erst im kommenden Jahr gehen, wenn die Bundesregierung ihre Ausgaben finanziert durch Schulden massiv erhöht und die Konjunktur zumindest vorübergehend anfacht."

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