Berlin, 06. Okt (Reuters) - Die Auftragsflaute der deutschen Industrie geht überraschend weiter. Die Neuaufträge fielen im August um 0,8 Prozent zum Vormonat und damit zum vierten Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hingegen hatten mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 2,7 Prozent im Juli. Werden die oftmals stark schwankenden Großaufträge ausgeklammert, hätte es im August sogar ein Minus von 3,3 Prozent gegeben.
"Der Negativtrend der vergangenen Monate setzt sich fort", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Für das dritte Quartal sieht es nun nach einem kräftigen Minus aus." Für die bereits niedrige Kapazitätsauslastung zeichne sich kein neues Leben ab. "Manches Unternehmen dürfte den Einsatz der Fiskal-Bazooka nun noch mehr herbeisehnen", sagte der Analyst mit Blick auf die geplanten Milliarden-Ausgaben der Koalition für die Infrastruktur. "Stand jetzt reicht diese aber nicht aus, um die chronischen Probleme in der Industrie auf Dauer zu beheben." Der schleichende Beschäftigungsabbau dürfte erst einmal anhalten.
"Das war mal wieder eine kalte Dusche für die deutsche Industrie", sagte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Deutlich nach oben dürfte es bei den Aufträgen erst im kommenden Jahr gehen, wenn die Bundesregierung ihre Ausgaben finanziert durch Schulden massiv erhöht und die Konjunktur zumindest vorübergehend anfacht."
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, vor allem die wieder anziehende Inlandsnachfrage deute auf eine Bodenbildung in der Industrie hin, während die zuletzt schwache Auslandsnachfrage weiter dämpfe. "Der erneut hohe Anteil inländischer Großaufträge bei Investitionsgütern deutet auf zunehmende Aufträge im Rüstungsbereich und bei rüstungsnahen Gütern hin."