Berlin, 08. Sep (Reuters) - Die deutschen Exporte sind im Juli wegen der schrumpfenden Nachfrage aus den USA und China überraschend gesunken. Sie fielen um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat auf 130,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet. Zudem stieg die Produktion deutscher Unternehmen im Juli zum Vormonat unerwartet deutlich um 1,3 Prozent. Analysten sagten zu den Daten in ersten Reaktionen:
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
"Die Zahlen sind insgesamt positiv zu werten und kontrastieren stark zu den schwachen Daten der Neuaufträge. Irgendwo um die Jahresmitte könnte es einen regelrechten Bruch in der Konjunktur gegeben haben. Vermutlich bedingt durch die Zollpolitik in den USA, denn der Rückgang der Exporte in die USA im Juli war deutlich. Immerhin ist der Auftakt für das dritte Quartal damit aber nicht so schlecht wie befürchtet. Mehr als dass die deutsche Wirtschaft damit vermutlich weiter eher im Bereich des Nullwachstums herumdümpelt, lässt sich indes kaum sagen. Die Suche nach dem geeigneten Heilmittel für die deutsche Konjunktur geht weiter."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Vor allem durch die Revision des Vormonats liegt ein klarer Quartalzuwachs bei der Produktion nun stark in der Luft. Die Auftragslage signalisiert aber, dass eine echte Produktionswende nicht bevorsteht. Momentan sorgt die bessere Stimmung in der Autoindustrie zumindest für etwas Zuversicht. Der Druck auf die Kapazitäten dürfte wegen des tiefen Produktionsniveaus anhalten. Die Fiskal-Bazooka wird 2026 für einen Produktionsanstoß sorgen, der ohne Reformen der Bundesregierung kaum halten wird.
Der leichte Rückgang bei den Exporten spiegelt die Erwartungen der Exportwirtschaft, die von Ernüchterung geprägt sind. Wenig überraschend ist, dass weniger Waren in die USA verkauft wurden. Auch wegen der US-Zölle ist eine anziehende Exportdynamik vorerst nicht in Sicht. Das mit den Mercosur-Staaten verhandelte Freihandelsabkommen lässt eine Perspektive auf lange Sicht offen."