Berlin, 25. Aug (Reuters) - Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im August überraschend aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 89,0 Zähler, von 88,6 Punkten im Juli, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wert von 88,6 gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
CHRISTIAN MELZER, DEKABANK:
"Es ist eine leicht positive Reaktion der deutschen Unternehmen auf den US-Handelsdeal. Die Geschäftserwartungen haben sich verbessert. Vor allem die reduzierte Unsicherheit mit dem US-Handelsabkommen dürfte die Unternehmen mit etwas mehr Zuversicht in die Zukunft blicken lassen. Es bleibt insgesamt bei einem schwachen Zustand der deutschen Wirtschaft, den der Ifo-Index im August zum Ausdruck bringt."
ELMAR VÖLKER, LBBW:
"Der Trend zur Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft hat sich ungeachtet des ambivalenten Zoll-Deals mit den USA fortgesetzt. Der Anstieg der Erwartungskomponente zeigt, dass die Unternehmen den positiven Aspekt besserer Planbarkeit übergewichten gegenüber der unzweifelhaften Belastung durch die höheren Zollsätze. Die aktuelle Lage bleibt dagegen trüb, was gegen eine echte Verbesserung der Wachstumszahlen im laufenden Quartal spricht. Aber immerhin: Richtung Jahresende wachsen die Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend etwas an."
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Da zuletzt auch der Einkaufsmanagerindex seinen moderaten Erholungskurs fortsetzte, besteht weiterhin die Hoffnung, dass es zu einer moderaten konjunkturellen Belebung kommen wird. Die Zinssenkungen der EZB und die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten milliardenschweren Infrastrukturausgaben dürften dabei die Haupttriebfedern sein. Gleichzeitig dämpfen die höheren US-Zölle das Wachstum. Die Aufwärtsbewegung des Ifo-Geschäftsklimaindex im Schneckentempo kann damit eins zu eins auf die deutsche Wirtschaft übertragen werden."
MICHAEL HERZUM, UNION INVESTMENT:
"Vorgezogene Aufträge vor dem Hintergrund des Zollkonflikts mit den USA haben der deutschen Industrie seit dem Frühjahr geholfen. Somit hätte ein leichter Dämpfer jetzt im August nicht überrascht. Dass in einigen Schlüsselbereichen, etwa dem Automobilsektor, die Zölle weniger kräftig ausfallen als befürchtet, hat geholfen. Auch ein höheres Maß an Planungssicherheit hilft den Unternehmen mit Blick auf die Zukunft. In den Firmen herrscht inzwischen ein gewisser Optimismus, und die Konzerne rechnen mit einer weiteren Verbesserung. In den Befragungen liegen die Erwartungen für die weitere Geschäftsentwicklung bereits seit einiger Zeit über der aktuellen Lageeinschätzung.
Mittelfristig stehen die Zeichen in der Tat auf mehr Wachstum. Das Infrastrukturpaket in Deutschland sollte den Unternehmen bereits zum Jahresende zugutekommen. Die steuerliche Entlastung der Konzerne ist ebenfalls auf dem Weg und die Investitionen in die Verteidigung helfen längerfristig. Auch die Initiativen auf EU-Ebene, die europäischen Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger zu machen, nehmen Gestalt an. Der Abbau von regulatorischen Hürden und die Innovationsförderungen werden die deutsche und europäische Industrie langfristig auf einen soliden Aufwärtspfad bringen."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Das Ergebnis ist lediglich ein fortgesetztes Gehampel auf niedrigem Niveau. Die Verbesserung reicht jedenfalls nicht aus, um wirklich Wachstumshoffnungen zu schöpfen. Vieles beruht auf Zukunftserwartungen, deren Erfüllung unsicher ist. Unternehmen werden sich vorerst auch erst noch auf die neue Zollwelt und den festeren Euro einzustellen haben. Mit der Fiskal-Bazooka steht ein Wachstumstreiber für 2026 zwar bevor. Die Herausforderung bleibt, mit ihr dauerhafte Impulse zu schaffen. Prognoseseitig fehlt zurzeit aber der Glaube, dass die Regierungskoalition hier entscheidend vorwärtskommt. Es wird daher wohl noch eine Weile dauern, bis Investitionsbooster und Bauturbo zünden. Ohne strenge Angebotspolitik wird eine echte Befreiung aus dem Wachstumstal weiter auf sich warten lassen."