12. Aug (Reuters) - Der frühere Chef der regionalen Fed-Filiale von St. Louis, James Bullard, hat sich für die Nachfolge von US-Notenbankchef Jerome Powell ins Spiel gebracht. Er habe vergangene Woche mit US-Finanzminister Scott Bessent über die Suche des Weißen Hauses nach einem neuen Notenbank-Vorsitzenden gesprochen, sagte Bullard am Dienstag dem Sender CNBC. Er habe Bessent mitgeteilt, er sei "gerne bereit, so vorzugehen, wie sie es wünschen". Bullard signalisierte zudem seine Unterstützung für niedrigere Zinsen.
Zölle verursachten keine Inflation, würden aber womöglich die Wirtschaft in diesem Jahr verlangsamen, sagte Bullard. Er sagte eine Zinssenkung um einen vollen Prozentpunkt innerhalb des nächsten Jahres voraus, beginnend im September. Zugleich machte er deutlich, er sei in der Geldpolitik nicht "dogmatisch". Er habe zu denjenigen gehört, die in den Jahren 2022 und 2023 auf stark steigende Zinsen gedrängt hätten, als die Inflation stark gestiegen war.
US-Präsident Donald Trump ist ein ausgesprochener Kritiker des amtierenden US-Notenbankchefs Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Der Republikaner wünscht sich einen Nachfolger, der seiner Forderung nach Zinssenkungen nachkommt. Am Dienstag legte er erneut nach und schrieb auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social, er erwäge, "eine große Klage gegen Powell zuzulassen". Anlass dafür biete dessen "schreckliche und grob inkompetente Arbeit", die er bei der Leitung des Baus der Fed-Gebäude geleistet habe. Er bekräftigte zudem: "Jerome 'zu spät' Powell muss JETZT den Leitzins senken." Trotz der Forderungen hielt die unabhängige Federal Reserve den Schlüsselzins zuletzt unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Sie will mehr Klarheit gewinnen, wie sich Trumps Handelspolitik auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirkt.
In dem CNBC-Interview knüpfte Bullard eine mögliche Amtsübernahme jedoch an Bedingungen. "Ich werde den Job annehmen, wenn wir ihn auf Erfolg ausrichten: wenn wir den Wert des Dollars schützen können (...), wenn wir eine niedrige und stabile Inflation anstreben und die Unabhängigkeit der Institution im Rahmen des Federal Reserve Act respektieren", sagte er. "Wenn Sie jemanden wollen, der in den Job kommt und scheitert, holen Sie sich jemand anderen."
US-Finanzminister Bessent stellt derzeit eine Liste von Kandidaten zusammen. Auf dieser stehen dem Vernehmen nach auch der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, Kevin Hassett, der ehemalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh, der amtierende Fed-Gouverneur Christopher Waller sowie der frühere Wirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush, Marc Sumerlin.