Washington, 23. Jul (Reuters) - US-Präsident Donald Trump drängt die unabhängige Notenbank vor der anstehenden Sitzung zu einer Zinssenkung und überzieht deren Chef erneut mit Kritik. "Unser Leitzins sollte drei Prozentpunkte niedriger sein, als er jetzt ist und uns als Land jährlich eine Billion Dollar sparen", schrieb er am Mittwoch auf seiner Social-Media-Plattform. "Dieser sture Typ bei der Fed versteht es einfach nicht - hat es nie verstanden und wird es nie verstehen", fügte er offenbar mit Blick auf Fed-Chef Jerome Powell hinzu. Das Direktorium sollte handeln, aber habe nicht den Mut dazu, erklärte der US-Präsident, der seit langem im Clinch mit Powell liegt und die Fed-Zinspolitik kritisiert.
Der für die Zinspolitik zuständige Offenmarktausschuss der Fed hat den Schlüsselsatz dieses Jahr noch nicht angetastet und in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Auch für die Sitzung am Mittwoch kommender Woche wird mit einer Pause gerechnet. Powell hat signalisiert, dass sich die Notenbank zunächst ein Bild von den Folgen der von Trump eingeleiteten Zollpolitik auf Inflation und Konjunktur machen möchte.
Nach US-Recht kann der Präsident den Fed-Chef nicht wegen eines Streits über die Zinspolitik entlassen. Als etwaiger Anlass gilt ein Streit über Kostenüberschreitungen bei der Renovierung der in die Jahre gekommenen Fed-Zentrale in Washington. Die US-Regierung wirft der Notenbank Misswirtschaft vor. Finanzminister Scott Bessent hat davon gesprochen, dass auch eine unabhängige Kommission die Vorwürfe untersuchen könne.