Washington, 17. Jul (Reuters) - Ungeachtet der Forderungen aus dem Weißen Haus nach Zinssenkungen mahnt US-Notenbankdirektorin Adriana Kugler zur geldpolitischen Vorsicht. Für die Federal Reserve sei es angemessen, die Zinsen "für einige Zeit" auf dem jetzigen Niveau zu halten, sagte die Währungshüterin am Donnerstag. Es gelte, zunächst die Auswirkungen der Zollpolitik der Regierung auf die Verbraucherpreise zu beobachten. "Diese weiterhin restriktive Geldpolitik ist wichtig, um die Inflationserwartungen auf lange Sicht zu stabilisieren", fügte sie hinzu.
Die anhaltende Einstellungswelle und eine Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent zeigten, dass der Arbeitsmarkt "stabil und nahe Vollbeschäftigung" sei, sagte Kugler. Die Inflation liege unterdessen weiterhin über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank und stehe wegen der eingeführten Zölle auch unter Aufwärtsdruck.
Für die Ende des Monats anstehende Fed-Zinssitzung stellen sich die Finanzmärkte auf eine weitere Pause ein. Demnach dürften die Notenbanker in Washington den Leitzins im aktuellen Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen. Es wäre die fünfte Sitzung in Folge ohne Zinsänderung.
US-Präsident Donald Trump hat US-Notenbankchef Jerome Powell immer wieder dafür kritisiert und drängt die unabhängige Zentralbank zu deutlich niedrigeren Zinsen. Medienberichte über eine womöglich bald bevorstehende Entlassung des Fed-Chefs hatten am Mittwoch Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst. Trump dementierte die Gerüchte zwar, ließ sich aber eine Hintertür offen.
Kugler wurde noch vom ehemaligen Präsidenten Joe Biden zur Fed-Direktorin ernannt. Ihre Amtszeit bei der Zentralbank endet im Januar. Dadurch entsteht eine Vakanz, die die Regierung nutzen könnte, um einen Nachfolger für Powell zu ernennen, dessen Amtszeit als Fed-Chef im Mai 2026 endet.