Berlin, 15. Jul (Reuters) - Vor seinem Abschied aus dem Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) plädiert Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann für eine striktere Geldpolitik im Euro-Raum. Auf die Frage, ob der Rat wieder stärker für eine straffe Geldpolitik eintreten müsse, erwiderte er im Gespräch mit dem "Handelsblatt": "Eindeutig ja." Holzmann gilt im Rat als Falke, also als Anhänger einer straffen Geldpolitik. Die EZB hat den Leitzins seit Juni 2024 bereits um zwei volle Prozentpunkte nach unten geschleust - auf zuletzt 2,0 Prozent. Die Amtszeit des 76-Jährigen an der Spitze der Oesterreichischen Nationalbank endet in diesem Sommer. Seine Position nimmt der ehemalige österreichische Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher ein.
Holzmann ist seit 2019 im Amt. Der Zinsentscheid der EZB am 24. Juli wird der letzte sein, an dem er als Ratsmitglied teilnimmt. Trotz der jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump dürfte die EZB laut Insidern dabei auf eine Zinspause zusteuern. Die EZB hatte bereits nach ihrer Juni-Sitzung durchblicken lassen, dass sie den Schlüsselzins beim nächsten Zinsentscheid womöglich nicht antasten werde. Dabei dürfte es trotz der jüngsten Volten Trumps im Zollstreit auch bleiben, wie die Nachrichtenagentur Reuters von mehreren Notenbankern erfuhr, die anonym bleiben wollten. Demnach zögerten die Währungshüter, geldpolitisch auf etwas zu reagieren, was bislang nur als Drohung im Raum stehe.
Trump hat angekündigt, er werde ab dem 1. August einen Zoll von 30 Prozent auf die meisten Importe aus der EU und Mexiko erheben. Er äußerte sich, obwohl die USA mit der EU und Mexiko bereits in längeren Verhandlungen stehen und diese auch nicht abgebrochen wurden. Die EU hofft trotz der jüngsten US-Drohungen mit hohen Sonderzöllen weiter auf eine Verhandlungslösung.