30. Jun (Reuters) - Der US-Notenbanker Raphael Bostic rechnet nur mit einer Zinssenkung im laufenden Jahr. Die Federal Reserve sei derzeit in der komfortablen Lage, geduldig sein zu können, sagte der Chef des Notenbankbezirks Atlanta dem Finanznachrichtendienst MNI am Montag. Bostic verwies dabei auf den "ziemlich soliden" Arbeitsmarkt. Er wolle "absolut sicher" sein, dass sich die Inflation auf das Ziel der Notenbank von zwei Prozent zubewege. Noch immer gebe es aber viel Unsicherheit mit Blick auf die Zollpolitik. Es werde noch eine Weile dauern, bis sich ein klares Bild ergebe.
In ihrem jüngsten Ausblick hatten die US-Notenbanker zwei Zinssenkungen im laufenden Jahr im Umfang von insgesamt einem halben Prozentpunkt avisiert. Fed-Chef Jerome Powell verwies zugleich auf die mit der Zollpolitik zusammenhängenden Unwägbarkeiten. Es sei mit Blick auf eventuelle Zinsschritte klüger, einige Monate zu warten, um die Effekte der Zollpolitik auf die Inflation besser studieren zu können. Die Federal Reserve hat den Leitzins dieses Jahr noch nicht angetastet. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump.
Dieser drängt die unabhängige Notenbank immer wieder zu kräftigen Senkungen und kritisiert Powell scharf, dessen Amtszeit im Mai 2026 abläuft. Trump will nach eigenen Angaben einen Kandidaten für den Chefposten der US-Notenbank Fed nominieren, der sich zu Zinssenkungen bekennt. Er werde niemanden für den Posten auswählen, der die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen wolle, sagte Trump jüngst. Er forderte eine Senkung des Leitzinses auf ein Prozent.
Bostic betonte mit Blick auf von Außen kommende Kritik, man müsse sich als Währungshüter ein dickes Fell zulegen: "Wenn dich das aufregt, solltest du wahrscheinlich etwas anderes tun. Denn das gehört dazu."