Frankfurt, 05. Jun (Reuters) - Die Volkswirte der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten im laufenden Jahr wegen sinkender Energiepreise und durch den stärkeren Euro eine geringere Inflation im Euroraum. Die Verbraucherpreise dürften im laufenden Jahr um durchschnittlich 2,0 Prozent zulegen, heißt es in den am Donnerstag veröffentlichten Projektionen. Das würde genau dem Zielwert der Währungshüter entsprechen. Im März waren noch 2,3 Prozent veranschlagt worden. Für 2026 rechnen die Ökonomen nun mit einer Inflationsrate von 1,6 (zuvor: 1,9) Prozent. Die Senkung beider Prognosen sei "in erster Linie auf die Annahme niedrigerer Energiepreise und einen stärkeren Euro zurückzuführen", hieß es. Letzteres verbilligt Einfuhren, etwa von Rohstoffen.
Für 2027 gehen die Experten unverändert von einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent aus. Die EZB strebt einen Wert von zwei Prozent für die 20-Länder-Gemeinschaft an. Dies ist aus ihrer Sicht das optimale Niveau für die Wirtschaft. Im Mai lag die Inflationsrate mit 1,9 Prozent knapp darunter.
Die Ökonomen behielten zugleich ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone im laufenden Jahr bei. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt um 0,9 Prozent zulegen. Für 2026 wird ein Plus von 1,1 (bisher: 1,2) Prozent vorausgesagt, das sich 2027 leicht auf 1,3 Prozent beschleunigen soll.
"Ursächlich für die unveränderte Wachstumsprojektion für 2025 ist ein unerwartet starkes erstes Quartal in Verbindung mit schlechteren Aussichten für den restlichen Jahresverlauf", hieß es. Während die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Handelspolitik die Unternehmensinvestitionen und die Exporte vor allem auf kurze Sicht belasten dürfte, könnten steigende öffentliche Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur das Wachstum mittelfristig zunehmend stützen. "Durch höhere Realeinkommen und einen robusten Arbeitsmarkt werden private Haushalte mehr Geld ausgeben können", erwarten die Ökonomen. Zusammen mit günstigeren Finanzierungsbedingungen werde dies die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber globalen Schocks erhöhen.