EZB berät über erneute Zinssenkung - Künftiger Zinspfad im Blick

Frankfurt, 05. Jun (Reuters) - Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) beraten in Frankfurt auf ihrer Sitzung über die Zinsen. Volkswirte gehen davon aus, dass die Euro-Wächter die Schlüsselsätze um 0,25 Prozentpunkte senken werden. Es wäre der achte Schritt nach unten, seit die EZB Mitte 2024 auf einen Lockerungskurs umgeschwenkt ist. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser erhalten, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder horten, und der als Leitzins für die Euro-Zone gilt, würde dadurch von 2,25 auf 2,00 Prozent sinken. Erwartet wird zudem, dass EZB-Chefin Christine Lagarde sich zum weiteren Kurs angesichts des ungelösten Zollkonflikts mit den USA und der konjunkturellen Unsicherheiten eher bedeckt halten und auf die Datenabhängigkeit hinweisen wird.

Die Währungshüter wollen ihren Zinsbeschluss am Nachmittag um 14.15 Uhr veröffentlichen. Im Anschluss daran steht Lagarde ab 14.45 Uhr den Journalisten Rede und Antwort. Eine zentrale Frage dürfte sein, wie weit die EZB die Zinsen noch senken wird. Volkswirte gehen davon aus, dass sich die EZB die Tür für weitere Lockerungsschritte offen halten wird. Aufgrund des schwelenden Zollkonflikts mit den USA und der konjunkturellen Unwägbarkeiten rechnen viele Experten mit einer Sommerpause der Währungshüter, sodass die EZB auf ihrer Juli-Zinssitzung die Füße stillhalten würde. Am Finanzmarkt wird die Wahrscheinlichkeit dafür inzwischen auf über 70 Prozent taxiert.

Den Euro-Wächtern liegen diesmal zu ihren Beratungen auch neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der EZB-Volkswirte vor. Experten erwarten, dass die Vorhersagen für das Wachstum in der Euro-Zone im laufenden Jahr und für die Inflation noch einmal nach unten gesetzt wurden. Die Teuerungsrate im Euroraum war im Mai auf 1,9 Prozent und damit sogar unter das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent gesunken.