Berlin, 06. Mai (Reuters) - Im Handelsstreit fürchtet der deutsche Mittelstand vor allem indirekte Folgen der US-Zölle. Diese beunruhigen jeden zweiten Mittelständler aufgrund der potenziellen Auswirkungen auf Handelspartner, wie am Dienstag aus einer Umfrage der DZ Bank unter mehr als 1000 Inhabern und Geschäftsführern kleiner und mittlerer Firmen hervorgeht. "Die geplanten US-Zölle bergen für den deutschen Mittelstand vor allem das Risiko, dass seine Kunden und Lieferanten negativ betroffen sein könnten, etwa durch mögliche Preiserhöhungen der eigenen Produkte in den USA oder eine sinkende Nachfrage für Exporte in den US-Markt." Zwei Drittel der Befragten aus dem Metall-, Auto- und Maschinenbau erwarten demnach, dass die Geschäfte ihrer Handelspartner durch die US-Zölle beeinträchtigt werden und sich dies nachteilig auf das eigene Geschäft auswirken wird.
"SORGE KÖNNTE VERFRÜHT SEIN"
Eine direkte Betroffenheit der US-Zölle auf Waren aus Europa erwarten hingegen nur 15 Prozent der Befragten. "Stärker als von den eigentlichen US-Zöllen sieht sich der Mittelstand von möglichen Gegenzöllen der EU betroffen", heißt es in der Umfrage. Sollten diese eingeführt werden, rechnen 29 Prozent der Betriebe damit, dass ihre Geschäftstätigkeiten beeinträchtigt wären, etwa aufgrund höherer Einkaufspreise für Produkte aus den Vereinigten Staaten. Neben Unternehmen aus dem Metall-, Auto- und Maschinenbau und der Elektroindustrie befürchten auch überdurchschnittlich viele mittelständische Chemiefirmen und Händler negative Konsequenzen.
"Die Sorge über höhere Einkaufspreise aufgrund der Gegenzölle könnte verfrüht sein", erklärte Claus Niegsch, Branchenanalyst bei der DZ Bank. Zwar dürften US-Güter dadurch teurer werden. Doch könnten demnach in Folge der Zölle von US-Präsident Donald Trump Waren aus anderen Heimatländern, die eigentlich für den amerikanischen Markt bestimmt waren, nach Europa gelangen und hier die Preise senken.
Auch nach der Wahl von Trump zum Präsidenten sind die USA weiter für rund ein Fünftel der mittelständischen Unternehmen in Deutschland eine strategische Zielregion. Das Interesse am amerikanischen Markt blieb über die vergangenen sechs Jahre, also bereits während der ersten Amtszeit von Trump sowie der Präsidentschaft von Joe Biden, weitgehend konstant, heißt es in der Studie.