Berlin, 29. Apr (Reuters) - Trotz des Handelsstreits und der mauen Konjunktur hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher überraschend auf. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg anders als erwartet um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag zu ihrer Umfrage unter rund 2000 Personen mitteilten. Die Konsumenten bewerteten ihre Einkommensaussichten und die Konjunkturperspektiven besser. Zudem nahm ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen zu und sie legten nicht mehr so viel auf die hohe Kante. Damit verbesserte sich das Verbrauchervertrauen den zweiten Monat in Folge, während von Reuters befragte Ökonomen eine Verschlechterung erwartet hatten.
Die Neuausrichtung der Handelspolitik der US-Regierung mit hohen Importzöllen habe "offenbar bislang die Stimmung der Verbraucher in Deutschland noch nicht nachhaltig beeinträchtigt", sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Vermutlich würden etwaige negative Effekte durch den Abschluss der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD und der Aussicht auf eine baldige voll handlungsfähige Regierung kompensiert. "Offenbar ist es für die deutschen Verbraucher bislang wichtiger, dass es nun zügig zu einer Regierungsbildung kommen kann." Damit verliere ein zentraler Auslöser der bisherigen Verunsicherung an Bedeutung – "und entsprechend ist auch die Sparneigung zurückgegangen". Ob sich dieser Rückgang in den kommenden Monaten fortsetzen werde, bleibe jedoch abzuwarten. "Es hängt sicher auch davon ab, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt weiterentwickelt."
Das Barometer für die Einkommenserwartungen stieg auf den höchsten Wert seit Oktober 2024 und dürfte laut GfK etwa auch vom Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst profitiert haben. Der Teilindex für die Konjunkturaussichten der Konsumentinnen und Konsumenten stieg zwar das dritte Mal in Folge - aber nur minimal um 0,3 Punkte auf den höchsten Stand seit Juli 2024.