Washington, 04. Apr (Reuters) - Die von US-Präsident Donald Trump beschlossenen Sonderzölle sind laut Notenbankchef Jerome Powell höher ausgefallen als erwartet und dürften die Inflation anheizen. "Obwohl die Zölle höchstwahrscheinlich zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation verursachen werden, ist es auch möglich, dass die Auswirkungen länger anhalten", sagte er am Freitag bei einem Redeauftritt. Obwohl die Unsicherheit weiterhin groß sei, zeichne sich nun ab, dass die Zollerhöhungen deutlich höher ausfallen werden als erwartet. Dasselbe gelte wahrscheinlich auch für die wirtschaftlichen Auswirkungen, zu denen eine höhere Inflation und ein langsameres Wachstum gehören würden.
Die Fed sei gut aufgestellt, um auf mehr Klarheit zu warten: "Wir prüfen etwaige Anpassungen unseres geldpolitischen Kurses. Es ist noch zu früh, um zu sagen, welcher geldpolitische Kurs der richtige sein wird."
Trump hat Powell aufgefordert, die Zinsen zu senken. Es sei der "perfekte Zeitpunkt" dafür. Trump hat mit Sonderzöllen einen Frontalangriff auf fast alle wichtigen Handelspartner gestartet und damit eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt. China kündigte seinerseits hohe Sonderzölle auf US-Produkte an, was Rezessionsängste an den US-Börsen verstärkte. Durch die Zölle dürfte die Inflation in den USA anziehen, da sich importierte Güter verteuern. Ein Risiko, das die US-Zentralbank sehr genau im Blick hat.
Vor diesem Hintergrund hat die amerikanische Notenbankerin Adriana Kugler für eine Zinspause plädiert. Die US-Investmentbank Morgan Stanley rechnet wegen der Zollpolitik sogar damit, dass die Fed dieses Jahr ihre geldpolitischen Zügel nicht mehr lockern wird. An den Terminmärkten wird indes eine Zinssenkung im Juni für wahrscheinlich gehalten.