
Berlin, 15. Dez (Reuters) - Die deutsche Autoindustrie verdient einer Studie zufolge so wenig wie seit mehr als anderthalb Jahrzehnten nicht mehr. Zusammen hätten die Unternehmen im dritten Quartal mit 1,7 Milliarden Euro den geringsten Betriebsgewinn seit dem dritten Quartal 2009 erwirtschaftet, teilte die Beratungsgesellschaft EY am Montag mit. Auch verglichen mit der Konkurrenz laufe es bei den deutschen Unternehmen in der Summe schlechter. "Die weltweite Autoindustrie steckt in einer tiefen Krise – allerdings sind es zurzeit die deutschen Autokonzerne, die besonders stark leiden", sagte EY-Experte Constantin Gall. "Die allgemeine Schwäche des Premiumsegments, die US-Zollpolitik, negative Wechselkurseffekte, hohe Investitionen in Elektroautos, die sich bislang nicht amortisieren, und hohe Restrukturierungsausgaben: All das sorgt aktuell für einen perfekten Sturm, gerade für die deutschen Autobauer."
Insgesamt ging der Gewinn bei den 19 größten Autokonzernen weltweit um 37 Prozent zurück, bei den deutschen Herstellern lag das Minus bei 76 Prozent. Vor allem bei PorscheP911_p.DE und der Muttergesellschaft VolkswagenVOWG.DE lief es zuletzt schlechter, aber auch MercedesMBGn.DE bekam den Absatzeinbruch in China sowie Sonderkosten durch den Personalabbau zu spüren. BMWBMWG.DE liege immerhin mit einer Rendite von sieben Prozent im Ranking der profitabelsten Autokonzerne der Welt an zweiter Stelle hinter dem japanischen Hersteller Suzuki.
Die drei deutschen Autobauer sind zusammen mit Erlösen von fast 145 Milliarden Euro im Quartal immer noch größer als ihre wichtigsten Konkurrenten in anderen Ländern. Allerdings schrumpft der Vorsprung. Wie stark der Bedeutungseinbußen der deutschen Hersteller ist, zeigt der Zehnjahresvergleich. Verglichen mit dem Sommerquartal 2016 hätten die deutschen Hersteller ihre Erlöse um 27 Prozent gesteigert. Autobauer aus den USA und Japan hätten zugleich aber ein Umsatzplus um rund zwei Drittel geschafft, die drei größten chinesischen Hersteller BYD, Geely und Great Wall Motor hätten ihre Erlöse sogar mehr als verfünffacht. "Einige chinesische Konzerne haben sich inzwischen als sehr ernstzunehmende Global Player etabliert", sagte Gall. Damit setzten sie die westlichen Konzerne enorm unter Druck. "Immerhin: Die deutschen Konzerne haben inzwischen die Zeichen der Zeit erkannt und versuchen, deutlich schneller zu werden und auch die Entwicklungskosten in den Griff zu bekommen."