
Schönewalde/Holzdorf, 03. Dez (Reuters) - Die Bundeswehr hat angesichts der russischen Bedrohung ihr Abwehrsystem "Arrow" gegen hochfliegende Raketen scharfgestellt. Am Standort Schönewalde in Brandenburg habe das System die sogenannte Anfangsbefähigung erreicht, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. "Wir erlangen damit erstmals die Möglichkeit zur Frühwarnung und zum Schutz unserer Bevölkerung vor weitreichenden ballistischen Raketen", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Mit diesem im Kreis europäischer Partner einmaligen System sichere man die zentrale Rolle im Herzen Europas. "Damit schützen wir also nicht nur uns, sondern auch unsere Partner." Erst vor rund zwei Jahren sei der Vertrag zur Lieferung geschlossen worden, nun sei bereits die Anfangsbefähigung erreicht. "Gemeinsam zeigen wir, dass wir komplexe Vorhaben in kurzer Zeit realisieren können", fügte der Minister hinzu.
"Arrow" soll in der Endstufe insgesamt rund 3,8 Milliarden Euro kosten und 2030 voll einsatzbereit sein. Neben Schönewalde an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt sind zwei weitere Standorte in Norddeutschland und im Süden geplant. Das System schließt eine Schutzlücke in der europäischen Luftverteidigung. Staaten wie Russland verfügen über ballistische Langstreckenraketen. Arrow ergänzt die bestehenden Systeme Patriot und Iris-T, die für mittlere und kurze Reichweiten zuständig sind. Zusammen bilden sie eine mehrschichtige Raketenabwehr nach dem Zwiebelprinzip.
Das von Israel und den USA entwickelte System kann Flugkörper in bis zu 100 Kilometern Höhe und in einer Entfernung von über 2000 Kilometern abfangen. Es arbeitet nach dem "Hit-to-Kill"-Prinzip. Dabei wird die anfliegende Rakete nicht durch eine Explosion von Sprengsätzen in der Umgebung, sondern durch einen direkten Beschuss in großer Höhe zerstört. Das System ist vor allem für die Abwehr ballistischer Raketen ausgelegt. Diese sind teils mehr als 20.000 Kilometer pro Stunde schnell.