
Washington, 03. Dez (Reuters) - Bei der von Verzögerungen und Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentschaftswahl in Honduras hat der zentristische Kandidat Salvador Nasralla eine hauchdünne Führung übernommen. Nach Auszählung von rund 68 Prozent der Stimmen lag Nasralla am Dienstag mit 40,13 Prozent knapp vor dem von US-Präsident Donald Trump unterstützten konservativen Kandidaten Nasry Asfura mit 39,71 Prozent, wie die Wahlbehörde mitteilte. Der Abstand betrug lediglich 9129 Stimmen. Zuvor hatte noch Asfura knapp in Führung gelegen.
Die Wahlbehörde bat die Bevölkerung um Ruhe, während sie versuchte, einen Systemausfall zu beheben, der dazu führte, dass etwa 20 Prozent der Stimmen noch nicht ausgezählt waren. Zuvor hatte die Behörde die Situation als technisches Unentschieden bezeichnet und angekündigt, die Stimmen müssten per Hand gezählt werden. Der Ausfall des Systems führte auch zu Problemen mit der Webseite, auf der die Ergebnisse in Echtzeit aktualisiert werden sollten, was die Spannungen erhöhte.
US-Präsident Trump griff direkt in die Auszählung ein und warf Honduras ohne Beweise vor, das Wahlergebnis ändern zu wollen. "Wenn sie das tun, wird die Hölle los sein!", schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. Die Einmischung fällt zeitlich mit der Begnadigung des ehemaligen honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernandez zusammen. Hernandez, der der gleichen Partei wie Asfura angehört, wurde am Montag aus einem US-Gefängnis entlassen, wo er eine 45-jährige Haftstrafe wegen Drogenhandels absitzen sollte.
Die Wahl hat zudem eine geopolitische Dimension, da beide führenden Kandidaten, Asfura und Nasralla, eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Taiwan in Aussicht gestellt haben. Diese waren 2023 abgebrochen worden. Ein solcher Schritt wäre für China der größte diplomatische Rückschlag in der Region seit Jahrzehnten. Taiwans Außenminister Lin Chia-lung sagte am Mittwoch in Taipeh, man werde sich aktiv um den Wahlsieger bemühen. "Wir freuen uns auch darauf, dass Taiwan und Honduras nach dieser Wahl in der Lage sein werden, diplomatische Beziehungen auf der Grundlage von Gleichheit und gegenseitigem Nutzen aufzubauen", sagte er.
Der ehemalige Präsident Manuel Zelaya, Ehemann der amtierenden Präsidentin Xiomara Castro, kritisierte die Einmischung Trumps scharf. Es sei ein Versuch, die Kandidatur der Regierungskandidatin Rixi Moncada zu stoppen. Moncada selbst erklärte, sie sehe die Wahl noch nicht als verloren an und warf den anderen Parteien Manipulation vor. Beobachter befürchten, dass es bei weiteren Verzögerungen zu Protesten und Gewalt kommen könnte.