
Taipeh/Washington, 26. Nov (Reuters) - Die US-Regierung verhandelt Insidern zufolge mit Taiwan über ein Abkommen zur Stärkung der eigenen Halbleiterindustrie. Im Kern gehe es um neue Investitionen aus Taiwan und die Ausbildung amerikanischer Arbeitskräfte, wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch von fünf mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfuhr. Im Gegenzug hofft die Regierung in Taipeh auf eine Senkung von US-Zöllen. Diese liegen derzeit bei 20 Prozent, Halbleiter sind davon bislang ausgenommen.
Hintergrund der geplanten Ausbildungsoffensive sind Schwierigkeiten des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers TSMC2330.TW, für seine neuen Fabriken in den USA qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Konzernchef C.C. Wei hatte im Januar erklärt, der Bau des Werks in Arizona dauere wegen des Fachkräftemangels mindestens doppelt so lange wie in Taiwan.
US-Präsident Donald Trump hatte die Notwendigkeit ausländischer Fachkräfte als Anschubhilfe betont. "Unsere Leute müssen angelernt werden", sagte Trump vergangene Woche. "Wir werden keinen Erfolg haben, wenn wir es Leuten, die Milliarden von Dollar investieren, nicht erlauben, viele ihrer Leute mitzubringen, um die Fabrik zu eröffnen und zum Laufen zu bringen."
Den Insidern zufolge sollen taiwanische Firmen wie TSMC ihre US-Aktivitäten ausweiten. Zudem wollen die USA beim Aufbau von Wissenschaftsparks auf taiwanisches Know-how zurückgreifen können. Die zugesagten Investitionen sollen geringer ausfallen als die der regionalen Rivalen Südkorea und Japan. Das Weiße Haus bezeichnete Berichte über mögliche Handelsabkommen als Spekulation. TSMC lehnte eine Stellungnahme ab. Das Unternehmen investiert 165 Milliarden Dollar in den Bau von Chip-Fabriken in Arizona, da das Geschäft mit Anwendungen für Künstliche Intelligenz boomt. Der Großteil der Produktion wird jedoch in Taiwan verbleiben.
Ein Abkommen zwischen den USA und Taiwan könnte die chinesische Regierung verärgern. Sie betrachtet die Insel als abtrünnige Provinz. Die USA sind der wichtigste internationale Unterstützer und die Schutzmacht Taiwans, obwohl sie keine formellen diplomatischen Beziehungen unterhalten.