
Berlin, 25. Nov (Reuters) - Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat die Hoffnung auf einen schnellen Frieden in der Ukraine gedämpft. "Auf dem Weg zum Frieden sind wir noch längst nicht am Ziel", sagte Rutte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) und der spanischen Zeitung "El Pais". Der Friedensplan von US-Präsident Donald Trump bilde die Grundlage für Gespräche zwischen der Ukraine und den USA und enthalte einige starke, aber auch einige schwierige Elemente, die noch mehr Arbeit und Verhandlungen erforderten. Die jüngsten Gespräche in Genf bezeichnete Rutte als "echten Erfolg". Sie seien jedoch nur die Grundlage für einen substanziellen Dialog.
Mit Blick auf ein mögliches Abkommen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mahnte Rutte zur Vorsicht. "Wenn man mit ihm einen Deal macht, muss man sicherstellen, dass es in Putins eigenem Interesse liegt, sich daran zu halten", sagte der Nato-Generalsekretär. Man könne Putin nicht vertrauen, es sei mehr nötig. Es gehe darum sicherzustellen, "dass Putin nie wieder einen Angriff wagt, weil er genau weiß, dass die Folgen für ihn verheerend wären."
Nach Ruttes Einschätzung verzeichne Russland enorme Verluste, ohne dabei wesentliche Fortschritte zu erzielen. Russland verliere jeden Monat rund 20.000 Soldaten. "Können Sie sich das vorstellen: 20.000 Menschenleben, jeden Monat? Das sind Väter und Söhne, die sterben, ohne nennenswerte Gebietsgewinne zu erzielen", sagte Rutte dem RND. Insgesamt seien bislang etwa eine Million Russen getötet oder schwer verwundet worden. In diesem Jahr habe Russland nur etwa ein Prozent ukrainisches Territorium eingenommen. Die seit 18 Monaten umkämpfte Stadt Pokrowsk habe Russland noch immer nicht vollständig unter seine Kontrolle bringen können.
Er teile die Ansicht von US-Präsident Donald Trump voll und ganz, dass "dieses Blutbad in der Ukraine gestoppt werden muss", sagte Rutte. Gleichzeitig zeigte sich der Nato-Generalsekretär zufrieden mit der Unterstützung der Ukraine durch die im August gestartete PURL-Initiative, bei der europäische Staaten den Kauf von US-Waffen finanzieren. "Wir liegen mit der Lieferung aller Waffen in die Ukraine im Zeitplan", so Rutte. Bis zum Jahresende werde die Ukraine Waffen im Wert von rund fünf Milliarden Dollar erhalten.
Aber auch nach einer Einigung auf einen Friedensplan bleibe Russland eine langfristige Bedrohung für Europa, sagte Rutte. "Wenn ein russischer Präsident bereit ist, eine Million seiner eigenen Landsleute für den Irrglauben zu opfern, er müsse die Geschichte korrigieren, dann müssen wir auf jede Bedrohung aus Russland vorbereitet sein."