
Washington, 19. Nov (Reuters) - Der US-Senat hat am Dienstag die vom Repräsentantenhaus beschlossene Resolution zur Freigabe von Justizakten über den verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein gebilligt. Damit liegt die Vorlage nun bei Präsident Donald Trump zur Unterschrift. Trump will das Gesetz unterzeichnen, wenn es seinen Schreibtisch erreicht, teilte ein hochrangiger Regierungsvertreter mit. Das Weiße Haus wurde nach Angaben von zwei Insidern davon überrascht, wie schnell die Maßnahme durch den Kongress ging. Trump reagierte im Oval Office wütend auf eine Journalistenfrage zu dem Thema und bezeichnete den Reporter als schreckliche Person. Der TV-Sender des Journalisten solle seine Lizenz verlieren, sagte Trump bei einem Treffen mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. "Ich habe nichts mit Jeffrey Epstein zu tun", erklärte der Präsident. "Ich habe ihn vor vielen Jahren aus meinem Club geworfen, weil ich dachte, er sei ein kranker Perverser." Das Repräsentantenhaus hatte die Resolution zuvor mit 427 zu einer Stimme angenommen.
Vor der Abstimmung im Repräsentantenhaus hatten etwa zwei Dutzend mutmaßliche Opfer Epsteins vor dem Kapitol die Freigabe gefordert. Die Frauen hielten Fotos ihrer jüngeren Selbst hoch - in dem Alter, in dem sie nach eigenen Angaben erstmals Epstein begegneten. Nach der Abstimmung applaudierten sie weinend von der Galerie des Repräsentantenhauses und umarmten sich. "Bitte hören Sie auf, die Angelegenheit zu politisieren, es geht nicht um Sie, Präsident Trump", sagte eine der Betroffenen, die nach eigenen Angaben als 14-Jährige von Epstein sexuell missbraucht wurde. "Ich habe für Sie gestimmt, aber Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit ist eine nationale Peinlichkeit."
Die parteiinterne Auseinandersetzung hat Trump in eine ungewohnte Defensive gebracht. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters und des Instituts Ipsos vom Montag zufolge befürworten nur 44 Prozent der Republikaner Trumps Umgang mit der Angelegenheit. Nur jeder fünfte Wähler insgesamt befürwortet sein Vorgehen in der Sache. Trump hatte sich monatelang gegen eine Veröffentlichung gewehrt, bevor er am Wochenende nach wachsendem Druck aus seiner eigenen Partei seine Haltung änderte.
Der besonders unter Wohlhabenden und Prominenten gut vernetzte Epstein soll Minderjährige sexuell missbraucht und an Bekannte weitervermittelt haben. Er wurde 2019 im Gefängnis tot aufgefunden, was als Selbstmord eingestuft wurde. Trump und Epstein wurden vor Jahrzehnten zusammen fotografiert. Der Präsident hat jedoch erklärt, die beiden hätten sich noch vor Epsteins Verurteilungen zerstritten. Die Resolution erlaubt dem Justizministerium zudem, Unterlagen zurückzuhalten, die eine laufende Ermittlung gefährden könnten.