
Toronto/Berlin, 11. Nov (Reuters) - Außenminister Johann Wadephul hat vor dem am Dienstag beginnenden G7-Treffen in Kanada die Geschlossenheit der Staatengruppe beschworen. "Die G7 bleiben ein Kraftzentrum internationaler Kooperation und des gemeinsamen Einsatzes für Frieden und Stabilität", erklärte Wadephul vor seiner Abreise aus Bolivien in Richtung Niagara-on-the-Lake, wo die Beratungen am Abend aufgenommen werden sollten. Dieser Einsatz sei unerlässlich, da Freiheit und Sicherheit "herausgefordert sind wie kaum jemals zuvor". Als Bedrohungen nannte Wadephul Russlands Krieg gegen die Ukraine, Angriffe auf strategische Infrastruktur sowie die Unterminierung von Wahlen.
Die kanadische Außenministerin und Gastgeberin Anita Anand erklärte, auf der Tagesordnung des zweitägigen Treffens stünden auch die Sicherheit in der Arktis und die Bemühungen um Frieden in der Ukraine und im Nahen Osten. Einem Experten zufolge könnten die Außenminister bei dem Treffen mehr erreichen als die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfel im Juni. "Die Tatsache, dass Präsident Trump nicht dabei sein wird, wird definitiv helfen", sagte John Kirton von der Universität Toronto. Er wies zudem darauf hin, dass viele der Teilnehmer wie Anand und US-Außenminister Marco Rubio erst seit Kurzem im Amt seien.
Von besonderer Bedeutung für Deutschland seien die vom kanadischen Vorsitz gesetzten Themen Maritime Sicherheit und Kritische Rohstoffe, sagte Wadephul weiter. "Wir merken, dass die Gefährdung von Handelsrouten, gekappte Unterseeleitungen oder unterbrochene Lieferketten jederzeit Produktionsbänder zum Stillstand bringen und wirtschaftliches Wachstum und Arbeitsplätze erheblich gefährden können." Sein Ziel sei es, sich mit den Partnern enger abzustimmen, "um unseren Wohlstand zu verteidigen".
AUCH UKRAINISCHER RESSORTCHEF ERWARTET
Zudem stimme man die Antworten auf internationale Krisen ab. Deutschland werde der Ukraine in ihrem Kampf um einen gerechten Frieden weiter entschlossen beistehen. Allein in diesem Jahr habe Deutschland neun Milliarden Euro an militärischer Hilfe bereitgestellt. "Gleichzeitig verstärken wir unsere zivilen Beiträge: Wir helfen den Ukrainerinnen und Ukrainern mit zusätzlichen 40 Millionen Euro, einen weiteren Kriegswinter zu überstehen", sagte der Minister. In Kanada wird auch der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erwartet.
Für den Nahen Osten sei entscheidend, dass die Waffenruhe halte und der Wiederaufbau in Gaza beginnen könne, erklärte Wadephul weiter. Klar sei jedoch: "Hamas darf in der Zukunft Gazas keine Rolle spielen." Der G7 gehören neben Kanada und Deutschland auch die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan an. Eingeladen zu dem Treffen sind zudem Australien, Brasilien, Indien, Saudi-Arabien, Mexiko, Südkorea und Südafrika.