Berlin, 19. Sep (Reuters) - Die Kosten der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump tragen einer Studie zufolge vor allem die Menschen in den USA und ausländische Exporteure. Demnach dürften in den Vereinigten Staaten die Preise für Autos, Elektronik, Möbel und Textilien in der zweiten Jahreshälfte weiter steigen, wie aus einer am Freitag veröffentlichten Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Dies werde das Wachstum der US-Einzelhandelsumsätze 2026 auf unter zwei Prozent drücken.
"Die eindeutigen Verlierer im Handelskrieg sind US-Verbraucher und ausländische Exporteure", sagte Ano Kuhanathan, Leiter der Unternehmensforschung bei Allianz Trade. "Sie zahlen in den meisten Fällen am Ende die Zeche." Noch seien die Auswirkungen auf die Nachfrage relativ gering. Dies dürfte sich jedoch mit weiteren Preissteigerungen bis Jahresende ändern.
In mehr als drei Viertel der Fälle (77 Prozent) schulterten entweder ausländische Exporteure oder US-Konsumenten die Mehrkosten durch die Zölle. US-Unternehmen übernahmen die höheren Kosten nur bei weniger als einem Viertel der Produkte (23 Prozent), hauptsächlich im Agrar- und Lebensmittelsektor - etwa bei Cerealien, Süßigkeiten, Keksen und Milchprodukten. Exporteure aus dem Ausland haben vor allem bei Tierfutter, Zucker, Papier, Snacks, Tiefkühlkost und Nudeln ihre Preise gesenkt und "absorbieren so die zusätzlichen Zollkosten".
In einigen Fällen stiegen die Endverbraucherpreise in den USA sogar stärker als die Importkosten. Den Schätzungen zufolge zahlten Verbraucher für Möbel 3,6 Prozent mehr, als aufgrund der Importkosten zu erwarten gewesen wäre. Für Autos, Bekleidung, Schmuck und Schuhe waren es zwischen 1,2 und 2,3 Prozent, hieß es. Auch bei Kaffee, Getränken, Unterhaltungselektronik, Sportartikeln und Spielzeug seien die Preise überproportional gestiegen.
Der Analyse zufolge geben insbesondere US-Großhändler die höheren Kosten weiter, um ihre Gewinnspannen zu sichern oder auszubauen. So stiegen die operativen Margen der Großhändler im zweiten Quartal 2025 auf 3,7 Prozent von 1,8 Prozent im ersten Quartal. Bei Lebensmitteleinzelhändlern kletterten sie von 3,5 auf 4,6 Prozent. Im Gegensatz dazu hätten Discounter kaum Veränderungen bei ihrer Rentabilität verzeichnet. In Sektoren mit starkem Wettbewerb wie bei Arzneimitteln und Süßwaren übernahmen die Firmen die Kosten hingegen teilweise oder ganz.