Brüssel/Warschau, 12. Sep (Reuters) - Das westliche Militärbündnis Nato baut nach dem Abschuss russischer Drohnen über Polen Abwehrmaßnahmen an ihrer Ostflanke aus. Der Einsatz unter dem Namen "Eastern Sentry" (Östlicher Wachposten) solle noch am Freitagabend beginnen, kündigte Nato-Generalsekretär Mark Rutte an. Zunächst würden sich Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Deutschland an der Verstärkung der Verteidigung beteiligen. Weitere Verbündete würden folgen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin erklärte, zwei sogenannte Alarmrotten seien nun rund um die Uhr im Einsatz. Dabei handelt es sich um Gruppen von zwei oder mehreren Jagdflugzeugen, die in kürzester Zeit abheben können.
Am Mittwoch hatte Polen Drohnen über seinem Luftraum abgeschossen. Es war das erste Mal seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, dass mehrere Flugkörper gleichzeitig in das Gebiet eines Nato-Mitglieds eindrangen. Russland erklärte, seine Streitkräfte hätten die Ukraine angegriffen und nicht beabsichtigt, Ziele in Polen zu treffen.
"Dies ist rücksichtslos und inakzeptabel. Wir können nicht zulassen, dass russische Drohnen in den alliierten Luftraum eindringen", sagte Rutte im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Die Regierung in Warschau wertete den Vorfall als Versuch Russlands, die Reaktionsfähigkeit Polens und der Nato zu testen. US-General Alexus Grynkewich erklärte, das Bündnis werde jeden Zentimeter seines Territoriums verteidigen.
Zuvor hatte Polen eine Äußerung von US-Präsident Donald Trump zurückgewiesen, wonach es sich bei dem Eindringen der Drohnen um ein Versehen gehandelt haben könnte. "Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Fehler war. Aber das war er nicht. Und das wissen wir", schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk auf der Plattform X. Trump sagte seinerseits am Freitag in einem Interview mit Fox News, seine Geduld mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei "sozusagen am Ende und zwar schnell". Ähnlich hatte sich Trump schon wiederholt geäußert. Auch von Trump angekündigte Sanktionen nach dem Auslaufen einer von Russland gesetzten Frist hatte es nicht gegeben. Beobachtern zufolge will Russland mit seinem Vorgehen auch prüfen, ob sich Trump an die Zusage halten würde, einem angegriffenen Nato-Land militärisch beizustehen.