Montreal, 19. Aug (Reuters) - Trotz neuer Verhandlungen geht der Streik des Kabinenpersonals bei der Fluggesellschaft Air CanadaAC.TO am Dienstag in den vierten Tag. Die Gewerkschaft CUPE hatte am Montagabend erklärt, man habe erstmals seit Beginn des Arbeitskampfes am Samstag wieder Gespräche aufgenommen und sich mit Vertretern der kanadischen Airline und einem Mediator getroffen. Der erste Ausstand des Kabinenpersonals seit 1985 trifft Hunderttausende Passagiere ausgerechnet in der Sommerreisezeit. Die zuständige Behörde hatte auf Druck der Regierung in Ottawa angeordnet, dass es bindende Schlichtungsgespräche geben müsse und die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter ihre Arbeit wieder aufnehmen sollten. Die Gewerkschaft lehnte dies allerdings ab. Ein Insider sagte, man diskutiere inzwischen, ob es zu einer Schlichtung komme - unter der Voraussetzung, dass der Streik beendet werde.
Air Canada-Chef Mike Rousseau verteidigte das Angebot, die Gesamtvergütung über vier Jahre um 38 Prozent zu erhöhen. "Das ist aus unserer Sicht eine gute Offerte", sagte er im Reuters-Interview. Er forderte ein Ende des Arbeitskampfes, den er als illegal bezeichnete. Die Gewerkschaft argumentierte hingegen, das Angebot bedeute nur 17,2 Prozent höhere Gehälter.
Die Airline kassierte wegen der Flugausfälle und Folgekosten bereits ihre Prognose für das wichtige Sommerquartal und das Gesamtjahr 2025. Kern des Konflikts sind die Forderungen der Flugbegleiter nach höheren Löhnen und einer Bezahlung für Tätigkeiten am Boden, wie etwa das Einsteigenlassen der Passagiere. Bislang werden sie, wie bei den meisten Fluggesellschaften üblich, nur für die Zeit entlohnt, in der sich das Flugzeug bewegt. In den USA haben die Flugbegleiter von American AirlinesAAL.O und Alaska AirlinesALK.N in jüngsten Tarifabschlüssen bereits durchgesetzt, dass die Bezahlung mit dem Boarding der Passagiere beginnt. Dies streben nun auch die Beschäftigten von Air Canada an. Die kanadische Regierung kündigte an, unbezahlte Arbeit in der Luftfahrt zu prüfen, und erhöhte damit Druck auch auf die Airline.
Der Ausstand findet breite Unterstützung bei anderen kanadischen Gewerkschaften. Der kanadische Gewerkschaftsbund, der drei Millionen Beschäftigte vertritt, hat finanzielle und personelle Hilfe in Aussicht gestellt. Auch die Pilotengewerkschaft von Air Canada rief ihre Mitglieder dazu auf, sich in ihrer Freizeit den Streikposten anzuschließen. An den Flughäfen führt der Streik zu chaotischen Zuständen, wo gestrandete Passagiere teilweise übernachten müssen. Air Canada befördert normalerweise täglich 130.000 Passagiere und ist - wie die deutsche LufthansaLHAG.DE - Mitglied der Star Alliance.