Damaskus, 20. Jul (Reuters) - Nach den jüngsten Kämpfen in der südsyrischen Stadt Suwaida hat sich dort die Lage nach Angaben von Anwohnern beruhigt. Es herrsche angespannte Stille, sagte der Zahnarzt Kenan Assam per Telefon der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings habe die Bevölkerung noch mit Wassermangel und Stromausfällen zu kämpfen. Es gebe viele Tote und auch noch viele Verletzte. Doch die Krankenhäuser seien außer Betrieb, klagte Assam. Auch aus Kreisen der Bevölkerungsminderheit der Drusen, die ihr Siedlungszentrum in Syrien in Suwaida haben, verlautete, dass es in den meisten Gebieten der Stadt ruhig sei. Zuvor hatte die Regierung in Damaskus erklärt, Beduinen-Kämpfer hätten sich aus Suwaida zurückgezogen.
In Syrien gibt es seit Jahrzehnten einen Konflikt zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen. Dieser eskalierte zuletzt in größere Kampfhandlungen, woraufhin die syrische Regierung vor rund einer Woche Truppen nach Suwaida entsandte. Die Regierungssoldaten gerieten jedoch selbst in Gefechte mit Drusen-Milizen. Vereinbarungen zu einer Waffenruhe wurden gebrochen. Schließlich attackierte das israelische Militär syrische Truppen in Suwaida und startete auch einen Luftangriff auf das Verteidigungsministerium in Damaskus.
Israel versteht sich als Schutzmacht der Drusen - einer arabischen Religionsgemeinschaft, die aus dem Islam hervorgegangen ist, sich aber nicht als muslimisch betrachtet. Drusen leben auch in Israel und im Libanon. Bei den Beduinen handelt es sich vorwiegend um Viehzüchter und Hirten.
Erst am Samstagmorgen hatte das Präsidialbüro in Damaskus eine neue Waffenruhe erklärt, auf die aber doch bald wieder Kämpfe folgten. Die jüngsten Entwicklungen unterstreichen die Herausforderungen für Interimspräsident Ahmed al-Scharaa, Syrien zu stabilisieren. Scharaa war einst Kommandeur eines Al-Kaida-Ablegers, wandte sich aber 2016 von der Gruppe ab. Aktuell sieht er sich tiefem Misstrauen in Teilen der syrischen Bevölkerung ausgesetzt, die eine islamistische Herrschaft fürchten.