Damaskus/Beirut, 19. Jul (Reuters) - Die syrische Regierung hat sich Insidern zufolge offenbar bei der Entsendung von Truppen in den Süden des Landes in dieser Woche verschätzt und damit israelische Luftangriffe auf Damaskus ausgelöst. Die Führung in Damaskus sei davon ausgegangen, für den Einsatz in der drusischen Stadt Suweida, um nach eigenen Angaben Kämpfe zwischen Beduinen und Drusen zu beenden, grünes Licht von den USA und Israel erhalten zu haben, sagten acht mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am frühen Samstagmorgen. Israel führte dann aber Luftangriffe auf syrische Truppen und Ziele in Damaskus aus. Die Eskalation habe die islamistisch geführte Regierung überrascht, so die Insider.
Die syrische Führung stützte ihre Annahme den Angaben der Insider zufolge auf öffentliche und private Äußerungen des US-Sondergesandten für Syrien, Thomas Barrack, sowie auf beginnende Sicherheitsgespräche mit Israel. Barrack hatte gefordert, Syrien als zentral verwalteten Staat zu regieren. Das syrische Außenministerium wies zurück, dass die Äußerungen des US-Gesandten die Entscheidung beeinflusst hätten. Diese sei aus "rein nationalen Erwägungen" getroffen worden. Ein Sprecher des US-Außenministeriums lehnte es ab, sich zu privaten diplomatischen Gesprächen zu äußern, sagte aber, die Vereinigten Staaten unterstützten die territoriale Einheit Syriens.
US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete die Eskalation in dieser Woche als "Missverständnis" zwischen Israel und Syrien. Das US-Außenministerium teilte mit, man habe die israelischen Angriffe nicht unterstützt. Der US-Sondergesandte Thomas Barrack hatte am Freitagabend verkündet, dass sich Israel und Syrien nun auf eine Waffenruhe geeinigt haben, die von der Türkei, Jordanien und den Nachbarländern unterstützt wird. Die israelische Botschaft in Washington und das syrische Konsulat in Kanada reagierten allerdings bisher nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme.
SOLDATEN SOLLTEN KÄMPFE ZWISCHEN DRUSEN UND BEDUINEN BEENDEN
Erst am Donnerstag hatten sich syrische Truppen aus der Drusen-Stadt Suweida im Süden zurückgezogen, nachdem Israel in die Kämpfe eingriff und Ziele in Damaskus und im Süden des Landes bombardierte. Die Regierung in Jerusalem begründete die Angriffe mit dem Schutz der Minderheit der Drusen und pochte auf eine demilitarisierte Zone im Süden Syriens.
Am Montag hatte die syrische Regierung zum ersten Mal Truppen nach Suweida geschickt, um Kämpfe zwischen Drusen und Beduinen zu beenden. Allerdings kam es zu schweren Gefechten zwischen den Drusen-Milizen und der Armee. Nach US-Vermittlung wurde eine Feuerpause vereinbart und die Soldaten am Donnerstag abgezogen. Am späten Donnerstagabend kündigten jedoch die Beduinen eine neue Offensive gegen die Drusen in Suweida an. Daraufhin kündigte die syrische Regierung an, erneut Truppen zu entsenden. Israel erklärte sich am Freitag bereit, für die nächsten zwei Tage einen begrenzten Zugang syrischer Kräfte nach Suweida zu erlauben.