Zürich, 02. Jul (Reuters) - Durch den Zusammenschluss mit der französischen LumApps steigt der Schweizer Firmensoftwareanbieter Beekeeper in den Kreis der "Einhörner" unter Europas jungen Großunternehmen auf. Zusammen kommen die Firmen auf einen Wert von 1,1 Milliarden Dollar, erklärten Manager der beiden Firmen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Hinter der Transaktion steht der britische Finanzinvestor BridgepointBPTB.L, der bisher Großaktionär von LumApps war und auch an der fusionierten Gesellschaft die Mehrheit halten soll. "Mittelfristig sind ein Börsengang oder ein Verkauf möglich", erklärte Beekeeper-Chef Cristian Grossmann. Da die USA und Europa die Kernmärkte seien, wären beide Kandidaten für einen potenziellen Börsengang.
Einhörner (Unicorns) nennt die Investment-Branche nicht-börsennotierte Jungfirmen mit einem Wert von mindestens einer Milliarde Dollar. In Europa sind diese im Gegensatz zu den USA vergleichsweise rar. Zahlen des Datenanbieters Dealogic zufolge waren in Deutschland und Frankreich im laufenden Jahr jeweils 17 solche Firmen an Übernahmen beteiligt, in der Schweiz waren es sieben.
LumApps bietet Software an, mit der Firmen ihr Intranet betreiben können. "Wir versuchen, Produkte wie SharePoint von MicrosoftMSFT.O zu ergänzen oder sogar zu ersetzen", erklärte Technologiechef Elie Mélois. Unternehmen wie AirbusAIR.PA oder der Luxusgüterkonzern LVMHLVMH.PA setzten auf LumApps. Während vor allem Büro-Angestellte LumApps-Produkte nutzten, biete Beekeeper eine App, mit denen Mitarbeiter vor Ort, etwa in Supermärkten, in Spitälern oder auf Baustellen, mit dem Rest des Unternehmens kommunizieren könnten. Angebote wie Microsoft Teams eigne sich weniger für diese Mitarbeiter, weil es zu kompliziert sei. Die von Absolventen der ETH Zürich gegründete Beekeeper zählt unter anderem die Einzelhändler Coop in der Schweiz und Butlers in Deutschland zu seinen Kunden.
Innerhalb von sechs Monaten will die fusionierte Gesellschaft mit ihren rund 600 Mitarbeitern in Europa, Nordamerika und Asien eine einheitliche Plattform einführen. "Unternehmen sparen Geld, wenn sie nur eine Plattform haben", erklärte Grossmann. Der gegenwärtige Umsatz von rund 150 Millionen Dollar solle sich bis 2030 auf rund 300 Millionen Dollar verdoppeln.
Auch bei den Margen sieht das Unternehmen Luft nach oben. LumApps schreibe beim operativen Ergebnis (Ebitda) schwarze Zahlen, Beekeeper werde noch vor Jahresende die Gewinnschwelle erreichen. "Die kombinierte Gruppe wird vom ersten Tag an profitabel sein", erklärte Mélois. Der Hauptsitz werde in Lyon sein. Der gegenwärtige LumApps-Chef Sébastien Ricard sei als CEO der neuen Firma gesetzt.