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INSIGHT-Islamischer Staat strebt Rückkehr in Syrien und Irak an

ReutersJun 14, 2025 8:00 AM

- von Ahmed Rasheed und Timour Azhari und Michael Georgy

- Der Islamische Staat (IS) ist wieder aktiv. Verantwortliche im Nahen Osten und im Westen haben davor gewarnt, dass die radikal-islamistische Organisation den Sturz des Regimes von Bashar Assad in Syrien ausnutzen könnte, um ein Comeback zu versuchen. Der IS tue nun genau das, sagen mehr als 20 Personen aus Sicherheitskreisen und der Politik in Syrien, dem Irak, den USA und Europa, mit denen die Nachrichtenagentur Reuters sprach. Der IS reaktiviere Kämpfer, verteile Waffen und Propaganda, identifiziere Ziele und intensiviere das Anwerben von Anhängern in Syrien und dem benachbarten Irak. "IS-Elemente haben nach Jahren der Zurückhaltung begonnen, wieder zurückzukehren, ermutigt durch das Chaos in Syrien", erläutert Abdul Ameer al-Bayati von der irakischen Armee.

Ein Vorfall aus dem vergangenen Jahr zeigt eine ihrer vielen Methoden. Im Dezember, als syrische Rebellen auf die Hauptstadt Damaskus vorrückten, entsandten IS-Kommandeure aus der Gegend um Rakka zwei Anhänger in den Irak. Sie sollten Anweisungen für Anschläge überbringen. Doch am 2. Dezember wurden sie an einem Kontrollpunkt im Nordirak gefasst. Auf Basis ihrer Informationen spürten irakische Sicherheitskräfte elf Tage später einen Selbstmordattentäter in einem Restaurant in der Stadt Daquq auf und töteten ihn, bevor er seinen Sprengstoffgürtel zünden konnte.

Bisher haben die Bemühungen des IS um ein Wiedererstarken begrenzte Auswirkungen. Sicherheitskräfte in Syrien und im Irak, die den IS seit Jahren überwachen, haben nach eigenen Angaben in diesem Jahr rund ein Dutzend Anschlagspläne vereitelt. Die Zahl der vom IS beanspruchten Angriffe seit Assads Sturz ist sogar zurückgegangen: In den ersten fünf Monaten 2025 bekannte sich der IS zu 38 Angriffen in Syrien. Hochgerechnet würden sich für das Gesamtjahr gut 90 dieser Fälle ergeben, etwa ein Drittel der Vorjahreszahl, wie Daten der SITE Intelligence Group zeigen. Die Organisation beobachtet militante Aktivitäten im Internet. Im Irak, dem Ursprungsland des IS, gab es den Daten zufolge 2025 bisher nur vier Angriffe, verglichen mit 61 im gesamten Vorjahr. "Der Rückgang der IS-Angriffe in Syrien ist kein Zeichen der Schwäche. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Gruppe in eine Phase der Neuausrichtung eingetreten ist", analysiert Rita Katz, Direktorin der SITE Intelligence Group.

SYRIEN UND IRAK STEHEN VOR HERAUSFORDERUNGEN

Nach 13 Jahren Bürgerkrieg versucht die neue syrische Regierung unter dem islamistischen Führer Ahmed al-Scharaa, ein zerrissenes Land unter Kontrolle zu bringen. Gleichzeitig muss sie sich etwa mit Angriffen mutmaßlicher Assad-Loyalisten und israelischen Luftangriffen auseinandersetzen. US-Präsident Donald Trump hob im vergangenen Monat überraschend die Sanktionen gegen Syrien auf. Ein Schritt, der als Erfolg für al-Scharaa gewertet wurde. Der leitete einst eine Abteilung der islamistischen Organisation Al Kaida, die den IS jahrelang bekämpfte.

Bei einem Treffen am 14. Mai in Saudi-Arabien bat Trump den syrischen Führer, ein Comeback des IS zu verhindern. Gleichzeitig wollen die USA ihre etwa 2.000 Soldaten in Syrien in diesem Jahr um die Hälfte reduzieren. "Die Übergangsregierung ist aus Sicherheitsperspektive überlastet. Sie haben einfach nicht genug Personal, um die Kontrolle im ganzen Land zu festigen", warnt Charles Lister vom Middle East Institute. Der syrische Verteidigungsminister Murhaf Abu Kasra sagte im Januar, das Land entwickle seine Geheimdienstarbeit weiter und die Sicherheitsdienste würden jede Bedrohung angehen.

Auf dem Höhepunkt zwischen 2014 und 2017 kontrollierte der IS etwa ein Drittel Syriens und des Iraks. Dort setzte er seine extreme Interpretation des islamischen Rechtssystems Scharia durch und erlangte einen Ruf für schockierende Brutalität. Keiner der Beamten, die mit Reuters sprachen, sah die Gefahr einer Wiederholung dieser Situation. Sie warnten jedoch davor, die Gruppe zu unterschätzen, da sie sich als widerstandsfähiger Gegner erwiesen habe, der geschickt ein Vakuum ausnutzen könne.

Der irakische Militärsprecher Sabah al-Numan betont die Wirksamkeit vorbeugender Einsätze gegen den IS. Nach Assads Sturz habe die Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat mit Luftangriffen und Razzien in seinen Verstecken vorgehen können. Diese Operationen hätten "terroristische Elemente" ausgeschaltet und deren Neugruppierung verhindert. Zudem verfüge der Irak mit Drohnen und moderner Technik mittlerweile über präzisere Geheimdienstfähigkeiten.

VIELE SORGEN UND BEDROHUNGEN

Die Vereinten Nationen schätzen die Zahl der IS-Kämpfer in Syrien und im Irak auf 1.500 bis 3.000. Seit dem Sturz des Assad-Regimes hat der IS Schläferzellen aktiviert, potenzielle Ziele ausgekundschaftet und Waffen verteilt, wie mehrere Sicherheitsquellen und syrische Beamte berichteten. Die Gruppe hat auch Kämpfer aus der syrischen Wüste in Städte wie Aleppo, Homs und Damaskus verlegt. Syrien gab drei Tage nach Trumps Treffen mit al-Scharaa bekannt, IS-Verstecke in Aleppo durchsucht zu haben. Dabei wurden drei IS-Kämpfer getötet, vier festgenommen sowie Waffen und Uniformen beschlagnahmt. Zwei US-Verteidigungsbeamte und zwei syrische Beamte bestätigten Reuters, die USA hätten in begrenzten Fällen Geheimdienstinformationen mit Damaskus ausgetauscht.

Besondere Sorge bereiten etwa 9.000 IS-Kämpfer und ihre Familien in Gefängnissen und Lagern. Sie stehen unter Bewachung der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), einer kurdisch geführten und von den USA unterstützten Gruppe. Die SDF meldete seit Assads Sturz mindestens zwei Ausbruchsversuche. Darüber hinaus befürchten irakische Beamte, dass der IS große Waffenbestände von Assads Streitkräften beschlagnahmt hat und möglicherweise in den Irak schmuggeln könnte. Auch lokale und europäische Beamte sorgen sich: Sie fürchten, dass ausländische Kämpfer nach Syrien reisen könnten, um sich dschihadistischen Gruppen anzuschließen. Den Angaben zweier europäischer Beamter zufolge, verfolgten Geheimdienste zum ersten Mal seit Jahren wieder eine kleine Anzahl mutmaßlicher ausländischer Kämpfer, die aus Europa nach Syrien reisten. Ob der IS oder eine andere Gruppe sie rekrutiert hatte, konnten sie nicht sagen.

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