Kairo/Jerusalem, 16. Mai (Reuters) - Israel hat nach Angaben der Palästinenser im Gazastreifen einige der schwersten Bombardements seit dem Ende der Feuerpause ausgeführt. Dabei seien seit Donnerstagmorgen mehr als 250 Menschen getötet worden, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Ihr Sprecher Chalil al-Dekran berichtete am Freitag von Angriffen aus der Luft und per Artillerie auf den Norden des Küstenstreifens. Dort forderte die israelische Luftwaffe mit Flugblättern alle Bewohner der Stadt Beit Lahija auf, sich nach Süden aufzumachen. Einwohner dort berichteten ihrerseits von israelischen Panzern, die auf Chan Junis zuhielten.
Israels Militär teilte mit, man habe mehr als 150 Ziele im ganzen Gazastreifen getroffen. Darunter seien Stellungen für Panzerabwehrraketen, Terrorzellen, militärische Einrichtungen und Einsatzzentralen gewesen.
Die Feuerpause zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas ging im März zu Ende. Am 5. Mai kündigte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine erweiterte Offensive an. Das israelische Sicherheitskabinett billigte Pläne, die die Besetzung des gesamten Gazastreifens ermöglichen könnten. Damals hieß es, der Einsatz dürfte nicht vor dem Ende des Besuchs von US-Präsident Donald Trump im Nahen Osten beginnen. Dieser sollte im Laufe des Freitags enden. Trump erklärte vor Journalisten auf die Frage, ob er die israelischen Pläne zur Ausweitung des Krieges unterstütze: "Ich denke, es werden im kommenden Monat viele gute Dinge passieren." Man werde sehen. "Wir müssen auch den Palästinensern helfen. Viele Menschen hungern im Gazastreifen, also müssen wir beide Seiten betrachten."
Damit spielte Trump auf Israels Blockade des Gazastreifens an, die international zunehmend auf Kritik stößt. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot unter den 2,3 Millionen Palästinensern. Israels erklärtes Ziel ist die Vernichtung der Hamas. Diese hatte den Krieg im Oktober 2023 mit einem Überraschungsangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und etwa 250 Geiseln genommen. Der israelische Militäreinsatz hat seitdem den Küstenstreifen verwüstet und fast alle Einwohner aus ihren Häusern vertrieben. Die Zahl der Toten wird von den örtlichen Gesundheitsbehörden auf mehr als 53.000 geschätzt.