Investing.com - Der chinesische Online-Modehändler Shein steht offenbar unter wachsendem Druck aus Peking. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hat die Regierung dem Fast-Fashion-Riesen nahegelegt, die geplante Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland vorerst zu stoppen. Hintergrund sind Sorgen vor einer beschleunigten Abwanderung von Industrie aus dem Land - ausgelöst durch neue US-Zölle.
Insidern zufolge habe das chinesische Handelsministerium in vertraulichen Gesprächen darauf gedrängt, die Diversifizierung der Lieferketten zu überdenken. Besonders im Fokus stehen demnach Pläne, Teile der Fertigung nach Südostasien - etwa nach Vietnam - zu verlagern. Shein soll daraufhin bereits Besuche bei Zulieferern in der Region auf Eis gelegt haben.
Peking reagiert damit auf die zunehmende Unsicherheit im globalen Handel. Die Ankündigung „reziproker Zölle“ durch US-Präsident Donald Trump sorgt in China für Nervosität. Vor allem Unternehmen mit starker Exportabhängigkeit könnten sich gezwungen sehen, dem Kostendruck durch Standortwechsel zu begegnen - eine Entwicklung, die der chinesische Staat nun offenbar auszubremsen versucht.
Für Shein könnte der Spagat schwierig werden. Einerseits wächst der Druck, sich international breiter aufzustellen - nicht zuletzt mit Blick auf einen möglichen Börsengang. Andererseits dürfte ein offenes Ignorieren der politischen Vorgaben in China derzeit kaum infrage kommen.
Bloomberg zitiert Beobachter, die in dem Vorgehen ein deutliches Zeichen für die wachsende Kluft zwischen Pekings Industriepolitik und den Realitäten vieler Exporteure sehen. Die Sorge um Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität im Inland scheint aktuell schwerer zu wiegen als die langfristige Strategie einzelner Konzerne.