- von Ellen Zhang und Casey Hall
Dongguan, China, 03. Apr (Reuters) - Der chinesische Gartenmöbelhersteller Jin Chaofeng hat im vergangenen Juli eine Fabrik in Vietnam eröffnet, um den höheren US-Zöllen zu entgehen. Nun plant er die Schließung, da US-Präsident Donald Trump auch Vietnam und dem Rest der Welt hohe Zölle auferlegt. "Ich habe die ganze Arbeit umsonst gemacht", sagt Jin und fügt hinzu, der Außenhandel werde zu einem Geschäft mit "sehr geringen Margen", genau wie der chinesische Markt mit seiner schwachen Nachfrage. Kein anderes Land kommt auch nur annähernd an Chinas jährlichen Warenumsatz von über 400 Milliarden Dollar mit den USA heran. Trump hat die Zölle auf diese Waren nun um weitere 34 Prozentpunkte erhöht.
Die umfassenden Zölle könnten die globale Nachfrage nachhaltig schädigen. China ist stärker als jedes andere Land dem Risiko eines schrumpfenden Welthandels ausgesetzt. Sein Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr basierte stark auf einem Handelsüberschuss in Billionenhöhe. Der Finanzdienstleister Kaiyuan Securities geht davon aus, dass die neuen Zölle die chinesischen Exporte in die USA um 30 Prozent senken könnten, die Gesamtexporte um mehr als 4,5 Prozent und das Wirtschaftswachstum um 1,3 Prozentpunkte.
"Es handelt sich um eine umfassende Blockade gegen China", sagt Yuan Yuwei, Hedgefonds-Manager bei Water Wisdom Asset Management. Er sei optimistisch in Bezug auf Gold und verkaufe deshalb chinesische und Hongkonger Aktien.
ZÖLLE TREFFEN CHINESISCHE FIRMEN NACH PRODUKTIONSVERLAGERUNG
Vor Trumps Wiederwahl im November verlagerten viele chinesische Hersteller bereits einige Produktionsstätten nach Südostasien und in andere Regionen. Nun drohen ihren neuen Fabriken Zölle von 46 Prozent in Vietnam, 36 Prozent in Thailand und mindestens zehn Prozent in anderen Ländern. Als Trump bereits im Februar und März die Zölle auf Importe aus China um 20 Prozentpunkte erhöhte, kämpften die globalen Vertriebsteams der chinesischen Hersteller um neue Exportmärkte in Asien, Lateinamerika und anderswo. Nun müssen diese Volkswirtschaften ihre eigenen Zölle hinnehmen, was wahrscheinlich ihre Kaufkraft und ihre Nachfrage nach chinesischen Waren dämpft.
Dadurch werde die Regierung in Peking ihr Ziel von fünf Prozent Wirtschaftswachstum nicht erreichen, sagte Zhiwu Chen, Finanzprofessor an der Business School der Universität Hongkong. China könne diese Situation so schnell nicht überwinden. "Diese neue Zollerhöhung verschlimmert die Lage definitiv."
Der externe Nachfrageschock wirkt sich auch auf die chinesischen Hersteller aus, die unter Kostendruck stehen. Jerry Jiaos Fabrik in China stellt gusseiserne Badewannen her. Er sagt, er habe in diesem Jahr bereits "einige Beschäftigte entlassen, die Verwaltungskosten gesenkt und verschiedene Ausgaben gekürzt".
VIELE LÄNDER HANDELN MEHR MIT CHINA ALS MIT USA
2023 handelten rund 145 Länder mehr mit China als mit den USA – ein Anstieg von fast 50 Prozent gegenüber 2008, wie aus einer Studie der Investmentbank Jefferies hervorgeht. Das zeigt Chinas jahrzehntelangen Erfolg bei der Entwicklung wettbewerbsfähiger Industrien in einer von den USA geschaffenen Welthandelsordnung. Diese allerdings halten die USA nun unter Präsident Trump für unfair und für eine Bedrohung ihrer eigenen Sicherheit.
"Wir müssen unsere Exportmärkte weiter diversifizieren, Exporte unterstützen und Unternehmen ermutigen, sich stärker auf den Inlandsabsatz zu konzentrieren", sagt ein chinesischer Handelspolitikberater, der anonym bleiben will. "Das Risiko einer globalen Rezession ist real", warnt er. "Wenn sich alle unterwerfen, werden die USA tatsächlich profitieren, als ob andere Tribut zahlen würden", sagt der Berater. Aber wenn sie sich ständig widersetzen und Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wird die US-Wirtschaft dem nicht standhalten können."
Für China besteht ein weiteres Risiko darin, dass immer mehr seiner Handelspartner einen immer stärkeren Preiswettbewerb zwischen den Exporteuren erleben und selbst Handelsbarrieren errichten, um die heimische Industrie zu schützen.