Johannesburg, 03. Apr (Reuters) - Das winzige Königreich Lesotho kommt zu zweifelhaftem Ruhm: Es ist von US-Präsident Donald Trump mit einem Handelszoll von 50 Prozent belegt worden - die höchste Abgabe für einen einzelnen Staat. Das vollständig von Südafrika umschlossene Lesotho geriet schon im März ins Visier von Trump. Der Republikaner verspottete das Königreich als Land, "von dem noch nie jemand etwas gehört hat". Lesotho ist arm. Das Land verfügt über keinen Zugang zum Meer und kommt auf ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von lediglich knapp über zwei Milliarden Dollar. Dennoch erzielt das Land einen Handelsüberschuss mit den Vereinigten Staaten, was Trump offenbar ein Dorn im Auge ist.
Geliefert werden in die weltgrößte Volkswirtschaft beispielsweise Diamanten und Textilien, darunter Levi's Jeans. Laut Oxford Economics summierten sich die Exporte in die USA im vergangenen Jahr auf 237 Millionen Dollar. Das sind mehr als zehn Prozent des BIP.
Trump bezeichnet seine Maßnahme als Reaktion auf Zölle und andere nichttarifäre Hemmnisse für US-Waren. Laut der Regierung in Washington erhebt Lesotho 99 Prozent Zölle auf US-Produkte. Handelsexperten zufolge signalisiert Trumps Zoll-Schritt das Ende des sogenannten AGOA-Handelsabkommens, das die afrikanischen Volkswirtschaften durch einen bevorzugten Zugang zu den US-Märkten in ihrer Entwicklung unterstützen sollte.
Der Gegenwind wird noch verstärkt durch die Entscheidung in Washington, die Entwicklungsbehörde USAID aufzulösen, die bislang ein wichtiger Lieferant von Hilfsgütern für den Kontinent war. Die Regierung von Lesotho, einem gebirgigen Land mit etwa zwei Millionen Einwohnern, wollte sich zunächst nicht zu den Handelszöllen äußern.
Bei der Berechnung der Zölle wurde das US-Handelsdefizit mit dem jeweiligen Land als Indikator für angeblich unfaire Praktiken herangezogen und dann durch die Menge der aus diesem Land in die USA eingeführten Waren geteilt. Das bedeutet, dass Länder wie Lesotho oder auch Madagaskar, die nur geringe Mengen an US-Waren importieren, mit höheren Strafzöllen belegt wurden als viel reichere Länder.