- von Guy Faulconbridge
Moskau, 03. Apr (Reuters) - Die ganze Welt ist empört über die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Einfuhrzölle, Verbündete wie Gegner sind betroffen: Europa, Indien, Japan und China etwa. Verschont geblieben aber sind Russland, Belarus, Kuba und Nordkorea - Länder, die bereits verstärkten internationalen Sanktionen ausgesetzt sind. Doch Russland könnte mit Blick auf sein Erdöl von den Zöllen dennoch indirekt betroffen sein.
In einem von Handelskrieg geprägten Umfeld hat Trump einen Zoll von zehn Prozent auf die meisten in die USA importierten Waren erhoben. China, der größte Warenlieferant der USA, sieht sich nun mit einem Zoll von 54 Prozent auf alle Exporte in das größte Konsumentenland der Welt konfrontiert. "Angesichts eines unerbittlichen Wirtschaftskrieges können die Vereinigten Staaten nicht länger eine Politik der einseitigen wirtschaftlichen Kapitulation fortsetzen", sagte Trump zur Begründung.
Russland, Belarus, Kuba und Nordkorea erscheinen aber nicht auf der vom Weißen Haus veröffentlichten Liste der Länder, die mit höheren "gegenseitigen" Zöllen belegt werden. Auf die Frage, warum Russland nicht auf der Liste stehe, sagte Finanzminister Scott Bessent dem Sender Fox News, die Vereinigten Staaten handelten nicht mit Russland und dessen engen Verbündeten Belarus, und diese Länder stünden unter Sanktionen. Der Warenhandel zwischen Russland und den USA betrug im vergangenen Jahr nach US-Angaben 3,5 Milliarden Dollar. Im Jahr 2021, dem Jahr vor der russischen Invasion in der Ukraine, waren es noch 36 Milliarden Dollar.
WARNUNG VOR PREISVERFALL BEI ÖL
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, sagte dem Onlineportal Axios, Russland sei nicht aufgeführt worden, weil es keinen bedeutenden Handel mit dem Land gebe. Kuba, Belarus und Nordkorea seien nicht einbezogen worden, weil die bestehenden Zölle und Sanktionen gegen sie bereits so hoch seien. Russland, das mit mehr als 28.595 verschiedenen westlichen Sanktionen belegt ist, hat seit Kriegsbeginn seine Handelsdaten unter Verschluss gehalten.
Für Russland besteht das größte Risiko durch die Trump-Zölle jedoch in einer möglichen Verlangsamung der globalen Nachfrage, wenn es zu einem umfassenderen Zollkrieg käme - was den Ölpreis beeinträchtigen könnte. Die russische Zentralbank warnte Anfang des Jahres, dass die USA und die Opec die Kapazität hätten, den Ölmarkt zu überfluten und einen erneuten langanhaltenden Preisverfall wie in den 1980er Jahren zu verursachen - der zum Zusammenbruch der Sowjetunion beitrug. Russland ist im Staatshaushalt erheblich von den Öleinnahmen abhängig.
Am Sonntag sagte Trump dem Sender NBC News, er sei sehr verärgert über den russischen Präsidenten Wladimir Putin, nachdem dieser die Legitimierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angezweifelt hatte. Der US-Präsident deutete an, er könnte sekundäre Zölle von 25 bis 50 Prozent auf Käufer russischen Öls erheben.