Berlin, 03. Apr (Reuters) - Die Deutsche Industrie- und Handelskammer bestätigt, dass deutsche Firmen von der Aufforderung der US-Regierung betroffen sind, sich von Diversitäts- und Gleichstellungsprogrammen zu distanzieren. "Inzwischen haben auch etwa zwei Dutzend in Deutschland ansässige Unternehmen solche Schreiben von der US-Botschaft in Berlin erhalten", sagte der DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Donnerstag zu Reuters. Auch in anderen europäischen Ländern seien solche Schreiben bei Unternehmen eingegangen, die diese teilweise an ihre Zentrale nach Deutschland zur Prüfung weitergeleitet hätten.
"Das sorgt in einer vom Zollstreit angeheizten schwierigen Lage zwischen den USA und Europa für zusätzliche Irritationen", kritisierte Treier - der allerdings die Auswirkungen relativierte. "In der Praxis haben sie bislang jedoch nach unserer ersten Einschätzung wenig Auswirkungen." Direkt betroffen seien möglicherweise vor allem Vertragspartner von US-Botschaften und Regierungsstellen. "Weitere konkrete Folgen können wir derzeit nicht erkennen."
Hintergrund ist die Forderung der US-Regierung von Präsident Donald Trump, dass alle Geschäftspartner der Regierung weltweit bestätigen sollen, dass sie die neuen US-Vorschriften zur Einschränkung von Programmen für Vielfalt, Gleichstellung, Inklusion bei ihren Beschäftigten einhalten. Wie der BDI am Vortag betonte auch der DIHK, dass Vielfalt und Weltoffenheit für die deutsche Wirtschaft wichtige Faktoren sowohl im Geschäftsleben als auch in der betrieblichen Praxis seien.
"Die Integration von Menschen unterschiedlicher Herkunft, sexueller Orientierung oder Lebensalter spielt eine große Rolle bei der Weiterentwicklung von Unternehmen sowie bei der Bindung von Arbeitskräften", sagte Treier und erwähnte auch die Bemühungen, Menschen mit Handicaps ins Erwerbsleben zu integrieren. "Ausdrücklich fühlt sich die deutsche Wirtschaft zudem den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet." Diese seien ein Wert an sich. Der Industrieverband BDI hatte deutschen Firmen geraten, nicht auf die Forderung nach Einschränkung ihrer Diversitätsprogramme einzugehen.