
Der Kryptomarkt zeigt sich wieder von seiner schwachen Seite. Ripple (XRP) rutscht am Mittwochmorgen um rund 3 % auf 2,26 US-Dollar ab – ein weiteres Signal dafür, dass Anleger derzeit das Risiko scheuen. Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden Krypto-Positionen im Wert von unglaublichen 1,33 Milliarden US-Dollar liquidiert. Die Stimmung? Eindeutig risk-off. Doch während der XRP-Kurs taumelt, setzt Ripple im Hintergrund einen strategischen Schachzug um, der langfristig alles verändern könnte.
Ripple hat die Übernahme des Digital-Asset-Unternehmens Palisade abgeschlossen – und damit einen weiteren wichtigen Baustein für sein wachsendes Ökosystem gelegt. Ziel des Deals: den Bereich der digitalen Verwahrung deutlich auszubauen und damit die Position gegenüber Banken, Fintechs und Unternehmen zu stärken.
Was bedeutet das konkret? Ripple Custody, ursprünglich entwickelt, um Finanzinstitute bei der sicheren Lagerung digitaler Vermögenswerte, Stablecoins und sogenannter „Real World Assets“ zu unterstützen, bekommt mit Palisade jetzt eine technologische Frischzellenkur. Das integrierte „Wallet-as-a-Service“-System von Palisade bringt mehr Geschwindigkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit – entscheidende Faktoren, wenn digitale Zahlungen künftig in Echtzeit abgewickelt werden sollen.
Monica Long, Präsidentin von Ripple, erklärt: „Die Kombination aus Ripples bankentauglicher Verwahrung und Palisades leichter, schneller Wallet-Technologie macht Ripple Custody zum Komplettanbieter – vom langfristigen Storage bis zu globalen Echtzeitzahlungen.“
Ein Satz, der deutlich macht, wohin Ripple will: an die Spitze der institutionellen Infrastruktur für digitale Werte. Ripple Payments wird Palisades Technologie vollständig integrieren und so neue Anwendungsfälle ermöglichen – etwa abonnementbasierte Zahlungen und hochfrequente Transaktionen im großen Stil.
Palisade ist nur der jüngste Baustein einer ganzen Übernahmeserie. Bereits zuvor hatte Ripple den Prime Broker Hidden Road (jetzt „Ripple Prime“) sowie den Treasury-Softwareanbieter GTreasury übernommen. Das Ziel ist klar: Ripple will zur zentralen Plattform für institutionelle Krypto- und Zahlungsprozesse werden.
Nach Angaben des Unternehmens summieren sich die Investments in den Krypto-Sektor in diesem Jahr auf mehr als 4 Milliarden US-Dollar – eine Zahl, die zeigt, wie ernst es Ripple mit seiner Expansion meint. Doch der Markt sieht das derzeit noch anders.
Trotz aller Fortschritte auf Unternehmensebene bleibt die Stimmung am Markt angespannt. Seit dem Juli-Hoch bei 3,66 US-Dollar hat XRP fast 38 % an Wert verloren. Die Ursache: eine Kombination aus schwacher Gesamtstimmung im Kryptosektor und spekulativem Druck auf den Derivatemärkten.
Laut CoinGlass-Daten fiel die Funding-Rate für XRP-Futures zuletzt auf -0,0019 %, nachdem sie am Sonntag noch bei 0,0085 % lag. Diese negative Entwicklung bedeutet: Trader schließen zunehmend ihre Long-Positionen und setzen verstärkt auf fallende Kurse.
Allein in den letzten 24 Stunden wurden 1,33 Milliarden US-Dollar an Positionen liquidiert – davon 1,17 Milliarden US-Dollar Longs und etwa 156 Millionen US-Dollar Shorts. Sollte sich keine Trendwende abzeichnen, drohen weitere Abverkäufe.
Auch technisch betrachtet sieht es für XRP aktuell schwierig aus. Der Kurs liegt unter allen wichtigen gleitenden Durchschnitten:
Das bestätigt den übergeordneten Abwärtstrend. Der MACD-Indikator hat auf Tagesbasis ein Verkaufssignal ausgelöst – und auch der Relative Strength Index (RSI) bei 36 Punkten zeigt: Verkäufer haben die Oberhand.

Für Trader sind nun zwei Unterstützungszonen entscheidend:
Erst wenn sich das Sentiment dreht und Käufer wieder Vertrauen fassen, ist eine Rückkehr in Richtung 2,59 – 2,69 US-Dollar denkbar – also zu den wichtigen EMAs, die derzeit als Widerstand fungieren.
Ripple baut zielstrebig ein globales Netzwerk auf, das Banken, Unternehmen und Fintechs direkt an die Kryptoökonomie anbindet. Die Übernahme von Palisade ist dabei kein Nebenschauplatz, sondern Teil einer klaren Strategie: institutionelles Vertrauen gewinnen, technologische Lücken schließen und neue Umsatzmodelle erschließen.
Kurzfristig dominiert zwar das negative Marktumfeld – hohe Liquidationen, fallende Funding-Rates und ein schwaches Chartbild sprechen gegen eine schnelle Trendwende. Doch wer langfristig denkt, sollte diese Phase nicht unterschätzen: Fundamentale Stärke und strategische Weitsicht sprechen klar für Ripple.
Sollte sich der Markt beruhigen und die Anlegerstimmung wieder drehen, könnte XRP zu den ersten Coins gehören, die davon profitieren. Noch ist Geduld gefragt – aber die Basis für den nächsten großen Move ist gelegt.