Das Währungspaar EUR/GBP weitet die Rallye auf nahezu 0,8745 während der frühen Handelsstunden in Europa am Freitag aus. Der Euro (EUR) stärkt sich gegenüber dem britischen Pfund (GBP), da Händler ein Ende des aktuellen Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten. Später am Freitag sind die EZB-Politiker Piero Cipollone und José Luis Escrivá für eine Rede angesetzt.
Laut einer Umfrage von Reuters erwartete eine deutliche Mehrheit der befragten Ökonomen, dass die EZB die Zinssätze für den Rest des Jahres unverändert lassen wird. Steigende Erwartungen, dass die EZB mit den Zinssenkungen abgeschlossen hat, könnten die Gemeinschaftswährung gegenüber dem GBP unterstützen. Allerdings rechnen einige Finanzinstitute mit weiteren Senkungen später in diesem Jahr oder Anfang 2026, wenn die Bedingungen es rechtfertigen. Die EZB betonte einen datengestützten, sitzungsweisen Ansatz und verpflichtet sich nicht im Voraus zu einem bestimmten Zinspfad.
Die Unternehmen im Vereinigten Königreich berichteten von einem Verlust an Dynamik und Vertrauen vor möglichen neuen Steuererhöhungen im nächsten Budget von Finanzministerin Rachel Reeves im November, was das GBP nach unten ziehen und als Rückenwind für das Währungspaar wirken könnte.
Investoren warten auf neue Hinweise, ob die Bank of England (BoE) die Zinssätze im Rest des Jahres senken wird. BoE-Politikerin Megan Greene sagte am Mittwoch, dass die Risiken gewachsen sind, dass die Inflation im Vereinigten Königreich stärker ausfallen wird als von der britischen Zentralbank prognostiziert, was einen vorsichtigen Ansatz bei weiteren Zinssenkungen rechtfertigt. BoE-Gouverneur Andrew Bailey betonte in der vergangenen Woche einen "schrittweisen und vorsichtigen" geldpolitischen Lockerungsansatz. Der vorsichtige Ton der BoE könnte helfen, die Verluste des GBP kurzfristig zu begrenzen.
Das Pfund Sterling (GBP) ist die älteste Währung der Welt (886 n. Chr.) und die offizielle Währung des Vereinigten Königreichs. Es ist die am vierthäufigsten gehandelte Währungseinheit auf dem Devisenmarkt (FX) der Welt und macht 12 % aller Transaktionen aus, was durchschnittlich 630 Milliarden US-Dollar pro Tag entspricht. Die wichtigsten Währungspaare sind GBP/USD, auch bekannt als "Cable", das 11 % des FX-Handels ausmacht, GBP/JPY oder "Dragon", wie es von Händlern genannt wird (3 %) und EUR/GBP (2 %). Das Pfund Sterling wird von der Bank of England (BoE) ausgegeben.
Der wichtigste Faktor, der den Wert des Britischen Pfunds beeinflusst, ist die Geldpolitik, die von der Bank of England festgelegt wird. Die BoE richtet ihre Entscheidungen danach aus, ob sie ihr Hauptziel der „Preisstabilität“ – eine Inflationsrate von etwa 2 % – erreicht hat. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anpassung der Zinssätze. Wenn die Inflation zu hoch ist, wird die BoE versuchen, sie durch Zinserhöhungen zu dämpfen, was in der Regel positiv für das Pfund ist, da höhere Zinsen das Vereinigte Königreich für internationale Investoren attraktiver machen. Fällt die Inflation zu niedrig aus, deutet dies auf ein langsameres Wirtschaftswachstum hin, und die BoE könnte die Zinsen senken, um das Kreditangebot zu erhöhen und Investitionen anzuregen.
Wirtschaftsdaten sind zentrale Indikatoren für die Stärke der britischen Wirtschaft und beeinflussen maßgeblich den Wert des Pfund Sterling. Daten wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI) und Arbeitslosenzahlen geben Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung. Eine robuste Wirtschaft zieht ausländische Investitionen an und könnte die Bank of England (BoE) dazu bewegen, die Zinsen zu erhöhen, was das Pfund unterstützt. Schwächere Daten hingegen führen zu einem Abwärtstrend des Pfunds.
Für das britische Pfund ist die Handelsbilanz ein wichtiger Indikator. Sie misst den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe über einen bestimmten Zeitraum. Exportiert ein Land stark nachgefragte Güter, führt die höhere Nachfrage aus dem Ausland zu einer Stärkung der Währung. Eine positive Handelsbilanz stärkt das Pfund, während ein Defizit die Währung schwächt.