Washington, 15. Jul (Reuters) - Die US-Inflation zieht in Zeiten des internationalen Zollkonflikts wieder an. Die Verbraucherpreise legten im Juni um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Volkswirte hatten 2,6 Prozent erwartet, nach 2,4 Prozent im Mai. Die Verbraucherpreise zogen von Mai auf Juni um 0,3 Prozent an. Experten hatten exakt damit gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"Die US-Inflation ist etwas stärker als erwartet angestiegen. Auch die Kerninflation zog an, was auf einen strukturellen Anstieg hindeuten könnte. Ob dieser stärkere ein erstes Anzeichen dafür ist, dass die US-Zollpolitik allmählich den US-Konsumenten erreicht, ist noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen."
ULRICH WORTBERG, ÖKONOM HELABA:
"Der Preisauftrieb nimmt zu. Sowohl beim Gesamtindex als auch in der Abgrenzung ohne Energie und Nahrungsmittel (Kernindex) hat sich der Preisanstieg beschleunigt. Die Zahlen liegen per saldo leicht unterhalb der Erwartungen. Preistreibende Effekte höherer Zölle scheinen allmählich aber auf die Verbraucherebene durchzuschlagen. Die Jahresraten sind gestiegen und so dürften die marktseitigen Zinssenkungserwartungen bezüglich der Fed tendenziell gedämpft bleiben."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Von den US-Zollerhöhungen ist bei den Preisdaten bislang kaum etwas angekommen. Trotz höherer Zollabgaben und steigender Kosten bleiben Export- und Importunternehmen in ihrer Überwälzungspolitik zögerlich. Sie verzichten lieber auf Gewinne, um konkurrenzfähig zu bleiben und Marktanteile zu erhalten. Die Devise lautet, abwarten und beobachten. Was macht die Konkurrenz, wo pendelt sich das Zollniveau endgültig ein? Kunden sollen vorerst nicht mit immer neuen Preisanpassungen verprellt werden. Letztendlich dürften Preisüberwälzungen aber nicht ganz ausbleiben. Im Offenmarktausschuss der Fed scheint der Rückhalt für die bislang abwartende Position zu bröckeln. Ab September dürfte es mit den Leitzinsen langsam abwärtsgehen."