Washington, 18. Jun (Reuters) - Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält den Leitzins trotz der anhaltenden Kritik aus dem Weißen Haus hoch. Die unabhängigen Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen ihn am Mittwoch in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. In diesem Bereich liegt er bereits seit Dezember - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump. Dieser überzog den Zentralbankchef kurz vor dem Zinsentscheid erneut mit Kritik und redete niedrigeren Zinsen das Wort. Er sinnierte sogar, ob er sich nicht selbst zum Chef der US-Notenbank ernennen sollte. Unlängst deutete Trump überdies nicht näher beschriebene Zwangsmaßnahmen an.
Die Forschungsdirektorin am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW), Lena Dräger, sieht die Fed im Zentrum eines "hochsensiblen geldpolitischen Balanceakts": Die Zentralbank stehe unter dem Druck, einerseits glaubwürdig an ihrem Mandat der Preisstabilität festzuhalten und andererseits den Eindruck politischer Beeinflussbarkeit zu vermeiden.
Trotz höherer Importzölle hat die Inflation zuletzt nur wenig angezogen. Die Verbraucherpreise legten im Mai um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, nach einer Teuerungsrate von 2,3 Prozent im April. Viele Experten erwarten jedoch, dass der von Trump ausgelöste Zollschock womöglich erst später zu spüren sein wird. Der US-Präsident hatte im April hohe Sonderzölle für Importe aus Dutzenden Ländern verkündet, die er später teilweise wieder aussetzte. Ein Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen.