Berlin, 06. Jun (Reuters) - Der US-Stellenaufbau hat sich im Mai leicht abgeschwächt. Es kamen 139.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs von 130.000 erwartet, nach revidiert 147.000 (ursprünglich 177.000) im April. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,2 Prozent. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
TOBIAS BASSE, NORDLB:
"Ein genauer Blick auf die Details der Zahlen zur Entwicklung der neu geschaffenen Beschäftigungsverhältnisse zeigt einen Aufbau von 140.000 zusätzlichen Arbeitskräften in der Privatwirtschaft. Dabei bleibt das wichtige Service-Segment der US-Ökonomie auch weiterhin der Motor des Stellenaufbaus. Im verarbeitenden Gewerbe sind immerhin 8000 Jobs abgebaut worden. Staatliche Stellen haben in der Summe 1000 Beschäftigte freigesetzt. Dabei sind von Bundesbehörden sogar 22.000 Arbeitskräfte abgebaut worden. Elon Musks Wirken beginnt am US-Arbeitsmarkt also erst nach seinem Abgang wirklich bemerkbar zu werden."
DIRK CHLENCH, LBBW:
"Angesichts des vom Weißen Haus ausgehenden Chaos präsentierte sich der US-Arbeitsmarkt ausweislich der Daten des Arbeitsministeriums im Mai noch in vergleichsweise guter Verfassung. Die Abwärtsrevisionen der Beschäftigungszuwächse in Höhe von insgesamt 95.000 für die Monate März und April schlägt indes negativ zu Buche. Auch fällt die Diskrepanz zur Erhebung des ADP-Personaldienstleisters auf. Das zweite Mal in Folge liegt der vom US-Arbeitsministerium ermittelte Beschäftigungszuwachs deutlich höher. Wie auch immer: Der Arbeitsmarktbericht Mai liefert der US-Notenbank Fed keine Vorlage, um in Bälde zu Leitzinssenkungen zu schreiten. Dagegen spricht auch der beschleunigte Anstieg der Stundenlöhne."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"Der US-Arbeitsmarkt bleibt insgesamt immer noch recht robust. Zwar hat sich der Beschäftigungszuwachs weiter verlangsamt, die Aprildaten wurden zudem um 30.000 Stellen runterrevidiert. Aber die Arbeitslosenrate ist konstant geblieben und das Lohnwachstum mit 0,4 Prozent recht robust und stärker als erwartet. Damit wird die Fed bei ihrer nächsten Sitzung wohl erneut den Leitzins konstant halten."
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Die Zölle führen bislang zu keinen deutlichen Bremsspuren am US-Arbeitsmarkt. Der Jobaufbau kann unter der Rubrik 'robust' verbucht werden. Zwar stiegen zuletzt die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe an, allerdings nicht alarmierend deutlich. Einzig der Jobaufbau im Verarbeitenden Gewerbe könnte Folge der Zollpolitik sein. Dies ist auch nicht, was US-Präsident Donald Trump sehen möchte, schließlich möchte er gerade Jobs im industriellen Bereich schaffen.
Fraglich ist derweil, ob die Lage so entspann bleiben wird. Die Zölle verunsichern Unternehmen und gleichzeitig lasten sie auch auf der Konsumlaune, was auf den Umsätzen lastet. Und mehr noch, das Dodge-Programm führte zu Entlassungen im öffentlichen Sektor und gleichzeitig auch zu weniger Einstellungen. Der US-Arbeitsmarkt könnte also in den kommenden Monaten noch in die Zange genommen."
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Die Reihe robuster Beschäftigungsanstiege ist bisher nicht gerissen. Doch morgen kann die Welt schon anders aussehen. Über den Sommer dürfte Trumps Zoll- und Abschiebepolitik langsam mehr Bremsspuren zeigen. Unternehmen klagen bereits über steigenden Kosten- und Preisdruck. Es stehen Preiserhöhungen und eine Nachfrageabschwächung ins Haus. Unternehmen werden daraufhin ihr Personal wohl verringern. Noch muss sich die Fed um den Arbeitsmarkt nicht sorgen. Sie kann auf mehr Klarheit warten und auf ihrer Juni-Sitzung weiter pausieren."