
Die Indische Rupie (INR) schwächt sich am Dienstag gegenüber dem US-Dollar (USD) und gibt die Gewinne vom Montag zurück, während sich der Greenback vor den wichtigen US-Arbeitsmarktdaten stabilisiert. Der US-Dollar findet Unterstützung, nachdem er am Vortag auf ein Sechs-Wochen-Tief gefallen war, während die Händler auf den JOLTS-Bericht über offene Stellen warten.
Das USD/INR-Paar schwebt über dem Hoch vom Montag und handelt zum Zeitpunkt der Erstellung bei etwa 85,65. Die Aufwärtsbewegung spiegelt den wachsenden Druck auf die Rupie wider, der durch steigende Rohölpreise, schwache Aktienperformance und Abflüsse ausländischer Fonds verursacht wird.
Die indischen Aktienmärkte setzten am Dienstag ihre Verluste fort, wobei der BSE Sensex um 636,24 Punkte auf 80.737,51 schloss, während der Nifty 50 um 174,10 Punkte auf 24.542,50 fiel. Ausländische institutionelle Investoren (FIIs) waren Nettoverkäufer im Kassamarkt und zogen am Montag Aktien im Wert von ₹2.589,47 Crore ab, wie aus den Börsendaten hervorgeht.
In der Zukunft wird der Fokus der Märkte auf die bevorstehende Sitzung des Geldpolitik-Ausschusses (MPC) der Reserve Bank of India (RBI) gerichtet sein, die für den 4.-6. Juni geplant ist. Die Zentralbank wird allgemein erwartet, eine dritte aufeinanderfolgende Senkung um 25 Basispunkte (bps) vorzunehmen, was den Leitzins auf 5,75% senken würde. Die RBI hatte den Leitzins zuvor im Februar um 25 bps auf 6,25% und im April erneut auf 6,00% gesenkt, um das Wirtschaftswachstum angesichts einer nachlassenden Inflation und globaler Unsicherheiten zu unterstützen.
Die jüngsten makroökonomischen Daten Indiens zeichnen ein insgesamt positives Bild. Die Inflation des Verbraucherpreisindex (CPI) ging im April auf 3,16% zurück, nachdem sie im März bei 3,34% gelegen hatte, was deutlich unter dem Ziel von 4% der Reserve Bank of India liegt und somit die Argumentation für weitere geldpolitische Lockerungen stärkt. Gleichzeitig wuchs das BIP im ersten Quartal um robuste 7,4% im Jahresvergleich, unterstützt durch starke Impulse in der Inlandsnachfrage und der industriellen Aktivität.
Zur geldpolitischen Perspektive kommentierte Rajani Sinha, Chefökonomin bei CareEdge Ratings: „In diesem Umfeld sinkender Inflation und erhöhter globaler Unsicherheiten erwarten wir, dass der MPC seinen Fokus auf die Unterstützung der laufenden Erholung des Wachstumsmoments beibehält. Der Zinssenkungszyklus, der im Februar begann, wird voraussichtlich fortgesetzt, wobei bei der Sitzung im Juni eine weitere Senkung um 25 bps des Leitzinses erwartet wird, während eine akkommodierende Haltung beibehalten wird.“
In der Zwischenzeit deutete ein kürzlich veröffentlichter Forschungsbericht der State Bank of India (SBI) in einem aggressiveren Ansatz darauf hin, dass die RBI bei der bevorstehenden Sitzung eine Senkung um 50 bps in Betracht ziehen könnte, um den Kreditzyklus zu stimulieren und externe Unsicherheiten auszugleichen. Der Bericht stellte fest, dass das Kreditwachstum der Geschäftsbanken bis zum 16. Mai auf 9,8% zurückgegangen ist, im Vergleich zu einem Wachstum von 19,5% im Vorjahr.
Indiens Wirtschaft verzeichnete zwischen 2006 und 2023 ein durchschnittliches Wachstum von 6,13 %, was zu einem Anstieg ausländischer Investitionen führte. Dies erhöht die Nachfrage nach der indischen Rupie.
Da Indien einen Großteil seines Öls importieren muss, wirkt sich der Ölpreis direkt auf die Rupie aus. Da Öl überwiegend in US-Dollar gehandelt wird, erhöht ein steigender Ölpreis die Nachfrage nach US-Dollar, was zu einem Abverkauf der Rupie führt und deren Wert mindert.
Inflation spielt eine doppelte Rolle: Sie signalisiert zwar eine erhöhte Geldmenge, die den Wert der Rupie grundsätzlich schwächt. Übersteigt die Inflation jedoch das Ziel von 4 % der Reserve Bank of India (RBI), reagiert die Zentralbank mit Zinserhöhungen, um die Geldmenge durch eine restriktivere Kreditvergabe zu reduzieren. Höhere Zinssätze, insbesondere Realzinsen, stärken die Rupie zusätzlich, da sie Indien für internationale Investoren als Kapitalziel attraktiver machen. Sinkt die Inflation, kann dies ebenfalls unterstützend wirken, während niedrigere Zinssätze tendenziell eine abwertende Wirkung auf die Währung haben.
Indien kämpft historisch gesehen mit einem Handelsbilanzdefizit, bei dem die Importe die Exporte übersteigen. Da ein Großteil des internationalen Handels in US-Dollar abgewickelt wird, steigt in bestimmten Phasen – sei es durch saisonale Nachfragespitzen oder ein hohes Importvolumen – die Nachfrage nach US-Dollar deutlich an. In solchen Zeiten wird die Rupie vermehrt verkauft, um Dollars zu kaufen, was zu einer Abwertung führt. Auch in Phasen erhöhter Marktvolatilität kann die Nachfrage nach US-Dollar sprunghaft ansteigen, was den Kurs der Rupie zusätzlich belastet.