EUR/USD gibt während der europäischen Handelsstunden am Donnerstag die Hälfte seiner Intraday-Gewinne zurück. Dennoch liegt das wichtige Währungspaar 0,2% höher und handelt zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts knapp über 1,1200. Das Paar sieht sich Verkaufsdruck gegenüber, da der US-Dollar (USD) einige seiner anfänglichen Verluste aufgrund einer weiteren Deeskalation im Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten (US) und China wettmacht.
Der US-Dollar-Index (DXY), der den Wert des Greenback gegenüber sechs Hauptwährungen misst, erholt sich von einem Intraday-Tief von 100,60 auf nahezu 100,85.
Während der europäischen Handelsstunden erklärte US-Finanzminister Scott Bessent, dass Washington in eine "Reihe von Verhandlungen" mit China geht, um eine "Eskalation" der Handelskonflikte zu verhindern. Die Kommentare von Bessent haben das Vertrauen der Investoren gestärkt, dass die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt aktiv darauf hinarbeiten, ein Handelsabkommen zu erreichen, was das globale Wirtschaftswachstum ankurbeln würde. "Wir [USA] haben jetzt einen Mechanismus mit den chinesischen Partnern," fügte Bessent hinzu.
Vor den Kommentaren von US-Finanzminister Bessent hatte Peking nichttarifäre Maßnahmen gegen 45 US-Unternehmen ausgesetzt, die es am 4. April nach der Einführung von reziproken Zöllen durch US-Präsident Donald Trump am 2. April verhängt hatte, berichtete Reuters. Die Entscheidung des chinesischen Handelsministeriums fiel im Zuge der Vereinbarung zwischen Washington und Peking über eine 90-tägige Pause im Handelskrieg, in der die Zölle um 115% gesenkt wurden.
In Zukunft wird die nächste wichtige Auslöser für den US-Dollar die Rede von Federal Reserve (Fed) Vorsitzendem Jerome Powell sowie die Daten zum Erzeugerpreisindex (PPI) und den Einzelhandelsumsätzen für April während der nordamerikanischen Handelsstunden sein. Die Investoren werden Powells Rede genau verfolgen, um Hinweise darauf zu erhalten, ob die Zentralbank ihre geldpolitische Haltung nach den schwachen US-Verbraucherpreisindex (CPI)-Daten für April und einem vorübergehenden Handelsstillstand zwischen den USA und China geändert hat.
EUR/USD steigt am Donnerstag über 1,1200. Dennoch ist der kurzfristige Ausblick für das Paar weiterhin ungewiss, da der 20-Tage-Exponential Moving Average (EMA) als wichtige Barriere um 1,1210 fungiert.
Der 14-Perioden Relative Strength Index (RSI) erholt sich stark auf 50,00, nachdem er auf fast 40,00 gefallen war, was auf Unentschlossenheit unter den Händlern hindeutet.
Nach oben hin wird das Hoch vom 28. April bei 1,1425 der wichtigste Widerstand für das Paar sein. Umgekehrt wird das psychologische Niveau von 1,1000 eine wichtige Unterstützung für die Euro-Bullen darstellen.
Der Euro ist die Währung der 19 Länder der Europäischen Union, die zur Eurozone gehören. Nach dem US-Dollar ist er die am zweithäufigsten gehandelte Währung der Welt. Im Jahr 2022 machte er 31 % aller Devisentransaktionen aus, mit einem durchschnittlichen Tagesumsatz von über 2,2 Billionen US-Dollar pro Tag. Der EUR/USD ist das am meisten gehandelte Währungspaar der Welt und macht schätzungsweise 30 % aller Transaktionen aus. Es folgen der EUR/JPY mit 4 %, der EUR/GBP mit 3 % und der EUR/AUD mit 2 %.
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt, Deutschland, ist die Zentralbank der Eurozone. Sie legt die Zinssätze fest und steuert die Geldpolitik. Das Hauptziel der EZB ist die Preisstabilität, was entweder die Kontrolle der Inflation oder die Förderung des Wachstums bedeutet. Ihr wichtigstes Instrument ist die Anhebung oder Senkung der Zinssätze. Relativ hohe Zinssätze oder die Erwartung höherer Zinssätze stärken in der Regel den Euro und umgekehrt. Der EZB-Rat trifft geldpolitische Entscheidungen in acht Sitzungen pro Jahr. Diese werden von den Leitern der nationalen Zentralbanken der Eurozone und sechs ständigen Mitgliedern, darunter EZB-Präsidentin Christine Lagarde, getroffen.
Die Inflation in der Eurozone, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), ist ein entscheidender Faktor für den Euro. Übertrifft die Inflation die Erwartungen und das Ziel von 2 % der Europäischen Zentralbank (EZB), wird die EZB wahrscheinlich die Zinsen anheben müssen, um die Preisstabilität zu sichern. Höhere Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen machen den Euro attraktiver für globale Investoren und stärken somit die Währung.
Veröffentlichungen von Wirtschaftsdaten beeinflussen die Gesundheit der Wirtschaft und somit den Euro. Indikatoren wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), Einkaufsmanagerindizes (PMI), Beschäftigungszahlen und Konsumentenstimmung geben Hinweise auf die Entwicklung der gemeinsamen Währung. Eine starke Wirtschaft stützt den Euro, da sie ausländische Investitionen anzieht und möglicherweise die Europäische Zentralbank (EZB) zu Zinserhöhungen bewegt. Schwache Daten hingegen lassen den Euro oft fallen. Besonders relevant sind hierbei die Daten der vier größten Volkswirtschaften des Euroraums – Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien –, die rund 75 % der Eurozonen-Wirtschaft ausmachen.
Ein entscheidender Faktor für den Euro ist die Handelsbilanz, die den Unterschied zwischen den Einnahmen aus Exporten und den Ausgaben für Importe eines Landes über einen bestimmten Zeitraum misst. Wenn ein Land gefragte Exportgüter herstellt, erhöht sich die Nachfrage nach seiner Währung, da ausländische Käufer diese Waren erwerben wollen. Eine positive Handelsbilanz stärkt somit den Euro, während ein Handelsdefizit die Währung unter Druck setzen kann.