
Frankfurt, 30. Okt (Reuters) - Der zunehmende Bedarf an Rechenkapazität für Künstliche Intelligenz (KI) gibt AmazonAMZN.O Rückenwind. Das starke Wachstum der Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS) wog die Schwäche des Online-Handels mehr als auf. Daher lieferte der US-Konzern am Donnerstag einen überraschend optimistischen Ausblick auf das laufende Quartal. Amazon-Aktien stiegen daraufhin im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um 14 Prozent. Das war der größte Kurssprung seit mehr als zehn Jahren.
"AWS verzeichnet das stärkste Wachstum seit 2022", sagte Konzernchef Andy Jassy. Wegen der ungebrochenen Nachfrage konzentriere er sich darauf, die Rechenkapazitäten des weltgrößten Cloud-Anbieters möglichst rasch auszubauen. Im dritten Quartal legten Umsatz und Gewinn dieses Bereichs den Angaben zufolge um 20 beziehungsweise 17,5 Prozent zu. "Die Zahlen bestätigen, dass die Geschäfte bei Amazon nach einem Jahr relativer Schwäche wieder auf Hochtouren laufen", sagte Anlagestratege Ethan Feller vom Research-Haus Zacks.
Die Cloud-Sparten der beiden Rivalen Google und MicrosoftMSFT.O wuchsen in den vergangenen Monaten zwar jeweils deutlich schneller als AWS. Die von diesen beiden Firmen erneut angehobenen Prognosen für die Investitionen in KI-Infrastruktur bereiteten Investoren jedoch Sorgen. Amazon-Chef Jassy kündigte keine zusätzlichen Ausgaben an, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er das hohe Tempo beim Bau neuer Rechenzentren beibehalten wolle. Amazon wird 2025 hierfür voraussichtlich 118 Milliarden Dollar in die Hand nehmen.
ZAHLEN UND AUSBLICK ÜBER MARKTERWARTUNGEN
Für das laufende Quartal stellte Amazon einen Konzernumsatz von 206 bis 213 Milliarden Dollar in Aussicht. Im dritten Quartal waren die Erlöse überraschend deutlich um 13 Prozent auf 180,2 Milliarden Dollar gestiegen. Der Überschuss habe gleichzeitig um mehr als 36 Prozent auf 1,95 Dollar je Aktie zugelegt. Hieran hat AWS einen großen Anteil, weil die Sparte rund 60 Prozent zum Gesamtgewinn beiträgt. Der Anteil an den Umsätzen beträgt lediglich etwa 15 Prozent.
In der Quartalsbilanz waren auch Ausgaben in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar für Abfindungen enthalten. Der Konzern hatte vor wenigen Tagen den Abbau von 14.000 Stellen in der Verwaltung angekündigt. Ein internes Schreiben deutete für kommendes Jahr den Wegfall weiterer Jobs an. Insidern zufolge könnten insgesamt bis zu 30.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Der US-Konzern beschäftigt weltweit etwa 1,56 Millionen Menschen.
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