Washington, 29. Mai (Reuters) - Die US-Wirtschaft ist zu Jahresbeginn weniger stark geschrumpft als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im ersten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 0,2 Prozent zurück, wie das US-Handelsministerium am Donnerstag in einer zweiten Schätzung mitteilte. Zunächst war von minus 0,3 Prozent die Rede gewesen. Im Schlussquartal 2024 hatte es noch zu einem Anstieg von 2,4 Prozent gereicht. Der Rückgang der Wirtschaftsleistung sei hauptsächlich auf höhere Importe und weniger Ausgaben der Regierung zurückzuführen. Dem gegenüber stünden jedoch höhere Investitionen sowie Verbraucherausgaben und Exporte.
Die Verunsicherung durch den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Zollkonflikt trübt die Aussichten für die weltgrößte Volkswirtschaft nach Einschätzung der US-Notenbank Federal Reserve deutlich ein. Bislang sei aber noch keine Abkühlung der Wirtschaft zu erkennen, teilte die Federal Reserve (Fed) in ihrem unlängst veröffentlichten Konjunkturbericht "Beige Book" mit. Dieser basiert auf Befragungen und Daten der zwölf regionalen Fed-Ableger. Die US-Notenbank hatte bei ihrer jüngsten Zinssitzung Anfang Mai auf aktuelle Indikatoren hingewiesen, die trotz des Rucklers zu Jahresbeginn für ein weiterhin solides Wachstumstempo sprächen.
Auch Fed-Direktoriumsmitglied Christopher Waller äußerte sich jüngst ähnlich. Die Daten ließen derzeit darauf schließen, dass die US-Wirtschaft recht gut laufe und der Zollkonflikt kaum Spuren hinterlasse. Er gehe weiter davon aus, dass es nur zu Einmaleffekten kommen werde. Trump hatte Anfang April Sonderzölle bekanntgegeben, die er jedoch für viele Staaten vorübergehend aussetzte. Der Basiszollsatz von zehn Prozent blieb allerdings bestehen.
Die US-Zentralbank achtet sehr genau darauf, wie sich die Zollpolitik des US-Präsidenten auf die Wirtschaft auswirkt und will dies bei ihrer Geldpolitik berücksichtigen. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell haben zuletzt ihren Leitzins bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen.