Washington/Frankfurt, 29. Apr (Reuters) - AmazonAMZN.O hat nach scharfer Kritik der US-Regierung einen Medienbericht dementiert, wonach der Internet-Riese die Kosten der neuen US-Zölle bei seinen Produkten auflisten wolle. Die Abteilung Amazon Haul für besonders günstige Produkte habe zwar mit dem Gedanken gespielt, erklärte Amazon am Dienstag. Für die Hauptwebseite des Online-Einzelhändlers habe es jedoch nie solche Überlegungen gegeben. Dies sei auch nirgendwo bei Amazon umgesetzt worden. In einer zweiten Erklärung hieß es kurz darauf, die Idee sei nicht genehmigt worden und "wäre nie passiert".
Zuvor hatte die Sprecherin von Präsident Donald Trump, Karoline Leavitt, unter Bezug auf einen entsprechenden Bericht von Punchbowl News erklärt, der Präsident sehe den Plan als einen "feindlichen politischen Akt". Aus US-Regierungskreisen verlautete später, Trump habe Amazon-Chef Jeff Bezos angerufen, um sich über den Vorgang zu beschweren. Der Präsident selbst sagte vor der Presse, Bezos sei "sehr nett" und habe "das Problem" sehr schnell gelöst. "Er hat das Richtige getan." Eine persönliche Stellungnahme von dem Amazon-CEO lag zunächst nicht vor. Der Milliardär hatte als Gast Trumps Amtseinführung beigewohnt.
"Punchbowl" hatte unter Berufung auf Insider berichtet, Amazon wolle bei jedem Artikel aufführen, welchen Anteil am Preis die von Trump eingeführten Zölle hätten. Leavitt erklärte, dies sei nicht überraschend angesichts einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters aus dem Jahr 2021, wonach der Konzern mit einer chinesischen Propagandastelle zusammengearbeitet habe. Das Präsidium verlinkte den Reuters-Bericht in einem Tweet. "Das ist ein weiterer Grund, warum Amerikaner amerikanische Waren kaufen sollten", sagte Leavitt unter Verwendung des englischen Schlagwortes "buy American".
Die Amazon-Aktie war nach Leavitts Aussage im vorbörslichen US-Handel um 2,2 Prozent gefallen. Nach der Stellungnahme von Amazon erholte sie sich zunächst fast vollständig. Der Präsident hat ungewöhnlich hohe Zölle auf Importe in die USA eingeführt, darunter einen Aufschlag von 145 Prozent auf Güter aus China. Während viele Experten davon ausgehen, dass diese Kosten direkt oder indirekt auf den amerikanischen Verbraucher durchschlagen dürften, hat Trump dies zurückgewiesen.
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