
Paris/New York/London, 26. Nov (Reuters) - Der französische Energiekonzern EDFEDF.PA erwägt den Verkauf seines gesamten US-Geschäfts mit erneuerbaren Energien, um sich auf den Ausbau der heimischen Atomkraft zu konzentrieren. EDF prüfe den Verkauf von 50 bis 100 Prozent seiner US-Ökostromsparte, sagte Konzernchef Bernard Fontana am Mittwoch in Paris. Damit revidierte er frühere Pläne, die lediglich den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung vorsahen. Ein weiterer Grund für die Überlegungen ist die zurückgefahrene staatliche Förderung für Wind- und Solarenergie in den USA.
Eine mit dem Verkauf vertraute Person sagte, die Sparte könnte mit fast vier Milliarden Euro bewertet werden. EDF sucht nach Wegen, um den Bau von sechs neuen Atomreaktoren zu finanzieren. Der Konzern hat nach eigenen Angaben mit einer Nettoverschuldung von 50 Milliarden Euro zu kämpfen und prüft mögliche Veräußerungen von Vermögenswerten.
Fontana war im April zum Vorstandschef ernannt worden, nachdem es von Regierungsseite Kritik an Verzögerungen bei der Modernisierung der französischen Atomflotte gegeben hatte. Er räumt nun Investitionen zur Stärkung der Energiesicherheit Priorität ein. So musste EDF im Februar eine Abschreibung von 900 Millionen Euro auf sein Offshore-Windpark-Projekt Atlantic Shores vor der Küste von New Jersey vornehmen, nachdem US-Präsident Donald Trump ein Moratorium für neue Windkraftprojekte erlassen hatte. Der Webseite des Unternehmens zufolge hat EDF in Nordamerika Projekte mit einer Leistung von 23 Gigawatt entwickelt und betreut Anlagen mit 16 Gigawatt im Rahmen von Serviceverträgen.